Seite - 696 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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In der Karlshütte wurde im Jahre 1855 ein Pnddel- und Walzwerk errichtet mit
Motoren von 400 Pferdestärken, theils Wasser-, theils Dampfkraft. Die Prodnetion
von Eisenbahnschienen, Grobeisen und Walzblechen aus Puddeleiseu erreichte circa
80.000 Ceutuer. Auch die Stahlpuddelei wurde mit Erfolg eingeführt und die Fabrikation
von Puddelstahlschieueu betriebe», bis im Jahre 1874 der Bessemerproceß in seine Rechte
trat. Diese wichtige metallurgische Reform wurde bald maßgebend für die Erzeugung von
Eisenbahnschienen, die nun durchwegs aus Bessemerstahl gewalzt wurden. Karlshütte
wnrde in den Siebziger-Jahren fortwährend erweitert; es wurde die Erzeugung von
Radreifen für Eisenbahnräder (Tyres) eingeführt und zur Erzeugung von schweren Stahl-
nnd Eisenblechen, von Trägern u. dgl. ein Reversirwalzenwerk mit einer Dampfmaschine
von 1000 Pferdekräften aufgestellt. Bei den Hochöfen wurden Dampfgebläfe eingeführt
und die Gichtgase, die schon früher zur Winderhitzung benützt wurden, fanden nun auch
Verwendung zur Dampfkesselfeuerung.
Alle diese Erweiterungen im Hüttenbetriebe, insbesondere aber die Substitution des
Frischfeuerbetriebes durch den Pnddelproeeß, führten zu einer wesentlichen Vermehrung
des Bedarfes an Roheisen, welches in jener Zeit hauptsächlich aus Oberungarn bezogen
werden mußte. Da die Erzeugung der erzherzoglichen Holzkohlenöfen in Schlesien nur
mehr für den Bedarf der Gießereien ausreichte, so wurden über 200.000 Wiener Centner
Roheisen auf eombinirtem Wasser- und Landwege aus Oberungarn nach Schlesien gebracht.
Diese Verhältnisse charakterisiren die zweite Periode in der Entwicklung der ostschlesischen
Eisenwerke.
Dem zielbewußten Wirken des Gewerks-Directors Hohenegger gelang es kurz vor
seinem Tode (1864) die nothwendigen Grundlagen für die mächtige Entwicklung der
dritten Periode des Hüttenwesens zu schaffen. Es galt das nothwendige Roheisen selbst
zu prodnciren und dadurch den Bestand und die Erweiterungsfähigkeit aller Betriebe
sicherzustellen; dazu mußten Erzgruben mit reichem Vorkommen und Steinkohlengruben
erworben werden. Beides wurde fast gleichzeitig durchgeführt; in Oberungarn wurden
reiche Spateisensteiugrubeu gekauft und in Schlesien im Karwiner Steinkohlenbecken die
Gabrielenzeche erworben und Bohrungen auf Steiukohleuflötze durchgeführt. Der Bau
der Kafchau-Oderberger Bahn gab zur rechten Zeit das Bindeglied zwischen Erz uud
Kohle, und jetzt konnte man zum Bau großer Hochöfen für Eoaksbetrieb schreiten, die in
Trzyniec errichtet und im Jahre 1872 angeblasen wurden. In dieselbe Zeit fiel auch der
Bau der Ostrau-Friedläuder Bahn, der Karlshütte und Baska mit dem großen Bahnnetz
und dem Orte der Roheisenerzeugung (Trzyniec) verband. Der Bessemerproceß, der in
den Sechziger-Jahren zuerst in den Alpenländern und dann in Deutschland zum Durch-
bruch gekommen war, wurde nun im Jahre 1874 auch in der Teschener Eisenindustrie in
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch