Seite - 704 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Kaltwasser-Heilverfahrens in dankbarer Verehrung setzen ließen. Auf dem von Freiwaldau
nach Gräfenberg führenden Wege fallen dem Spaziergänger sofort zwei Tafeln auf mit
den Inschriften: „Glück auf!" und „Sie müssen Geduld haben!" Von letzterer nicht weit
entfernt steht die von den Franzosen gesetzte große Granitpyramide mit der Inschrift:
Aeme cks l'eau kroicke." Auf dem herrlichen Fußwege um die Koppe an der gegen
Freiwaldau gelegenen Seite erhebt sich das von den Ungarn mit bedeutendem Kosten-
auswaude aufgeführte Monument, ein Sockel aus Granit, auf dem sich die lebensgroße
Figur eines Löwen befindet. Dasselbe entstammt dem Atelier des berühmten Künstlers
Schwanthaler und trägt in ungarischer Sprache folgende Inschrift: „Als der Mensch in
seinem Stolze das Wasser, den Trank, der ihm mit dem Thiere gemein, zu verschmähen
begann, ward er früh alt und hinfällig. Prießnitz gab zurück dem Wasser seine Macht
und mit neuer Kraft ersteht das Menschengeschlecht. Die die Verdienste Prießnitz' als
des Wohlthäters der Menschheit im Tode noch würdigenden Ungarn bringen an den
lebensfrischen Quellen von Gräfenberg den Söhnen späterer Jahre aus dem Vaterlande
ihre Grüße dar. 1839 und 1840." Das prachtvolle böhmische Monument an der
Promenade zeigt die lebensgroße Figur der Hygiea, der Göttin der Gesundheit, verfertigt
von dem Bildhauer Myslbek in Prag. Die Reversseite des Postamentes trägt folgende
Inschrift: , Xiul voäu nie! ^ vo«?v v?mk, ? vmlv v?rüst, — vvcka leeivo Lvnö —
?riesnit? öckarne konal — lokales mcmäre co tuZil." (Wasser vor allem! Aus Wasser
kam Ursprung, Wachsthum und Heilkraft. Was Thales geahnt, Prießnitz hat es glücklich
vollbracht.) In einem schönen Fichtenwäldchen steht über einer klaren Gebirgsqnelle das
Marmordenkmal preußischer Curgäste, welches in goldenen Lettern folgende Widmung trägt:
„Dem unsterblichen Prießnitz die dankbaren Preußen 1846." In der Nähe der Prieß-
nitz'scheu Gruft befindet sich das von den Pole» gewidmete Monument: ,?olskie örüälo."
Das schöne Gräfenberg, „die Perle Schlesiens", macht auf jeden Fremden einen
sehr freundlichen Eindruck; und wie könnte es auch anders sein! Besitzt doch Gräfenberg nicht
blos prachtvolle Villen, sondern auch einen prächtigen Wald mit einer großen Zahl
gut gepflegter Wege, welche den Besucher Gräseubergs zu mannigfachen Spaziergängen
einladen, von denen in erster Linie der Weg um die Prießuitzkoppe genannt zu werden
verdient.
Von diesem Wege aus sieht man die ersten Sudetenhöhen, von welchen ein
genußreiches Panorama sich dem Auge erschließt, im Westen den Schneeberg oder die
Hochschar, ferner den Kepernik, im Südwesten den Dreh- oder Mittagberg, im Süden
den Riesen des Gesenkes, den Altvater. Im Norden verliert sich der Blick in der schier
unbegrenzten preußischen Ebene, in welcher einzelne Dörfer und Schlösser inselartig sich
abheben. Dazu kommen noch die verschiedenen Promenaden längs des Quellengebietes.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch