Seite - 713 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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darunter mehr als 3.000 mechanische Stühle, und über 100.000 Spindeln in Verwendung;
die Zahl der in der Schafwollwaarenfabrication beschäftigten Arbeiter belief sich auf
rund 14.000. Das erforderliche Rohmaterial bezieht Bielitz und Umgebung aus den
La Plata-Staateu, aus Ungarn und Rußland; der Bedarf an Streichgarn wird in eigenen
Fabriken oder in Lohnspinnereien gedeckt, während Jägerndorf seinen Bedarf an Rohstoff
fast ausschließlich aus Ungarn bezieht.
Erzeugt werden größtentheils Tuche und Modestoffe, jährlich circa 260.000 bis
270.000 Stück ä 20 bis 30 Meter. Hievon entfallen auf Bielitz und Umgebung ungefähr
60 Procent uud auf Jägerndorf 30 Procent, der Rest vertheilt sich auf die übrigen
Standorte. Die in Schlesien erzengten Tuche und Modestoffe zerfallen in zwei große
Gruppen: in die für das Inland und in die für den Export bestimmten. Die ersteren, die
sogenannte Commerzwaare, sind entweder Streichgarn- oder Kammgarnstoffe: Peruvieuue
und Doeskine (feine schwarze Waare), Uniformirnngstuche, Egalisirungstuche (zu Uniform-
aufschlägen), Cheviots, billige Palmerstone, Damentuche und Damenloden, Billard-
tuche u. s. w. Diese Artikel werden sämmtlich im Stück gefärbt; ihnen stehen gegenüber
alle Arten von Modestoffen, die in der Wolle gefärbt werden. Dieselben führen verschieden-
artige, ihnen von den Fabrikanten beigelegte Bezeichnungen, wie Doeskine, Düffel,
Mandarine u. s. w. Ebenso haben auch die Kammgarnstoffe, welche zur Commerzwaare
gehören, keine bestimmten Handelsbezeichnungen.
Unter den für den Export bestimmten Erzeugnissen sind vor allem die sogenannten
türkischen Tücher zu nennen, die nach der Türkei uud Persien, wohl auch nach Indien,
Tunis uud Marokko gehen. Diese sogenannte „Orientwaare" wird nur in Bielitz und in
Troppan erzeugt. Waggon- und Billardtuche werden nach Italien, Kammgarnstoffe
vorzugsweise nach Nordamerika exportirt.
Die Jägerndorfer Schafwollwaarenfabrication beschäftigt sich vorwiegend mit der
Erzeugung von Streichgarngeweben, obwohl in letzter Zeit auch die Herstellung von
Kammgarnstoffen am Jägerndorfer Platze an Ausdehnung gewinnt. Der größte Theil
der Jägerndorfer Produktion ist für die Landbevölkerung bestimmt, und nur der kleinere
Theil ist sogenannte Stadtwaare, Cheviots, Militär- und Eisenbahntuche. Die Ausfuhr
der Jägerndorfer Erzeugnisse erfolgt zumeist in confectionirtem Zustande, selten im
Stück. Zur Erleichterung der geschäftlichen Abwicklung haben viele schlesifche Tuch-
industrielle Hauptniederlagen oder Vertretungen in Brünn nnd Wien, wohin auch der
größte Theil der schleichen Erzengnisse zum Verkaufe gesendet wird. Außer Tuch
werden in Schlesien noch andere Schafwollwaaren erzeugt, und zwar: In Jägerndorf
Futterstoffe im jährlichen Ausmaße von 470.000 Meter; in Troppau, Odrau, Jägern-
dorf, Olbersdorf, Johannesthal, Röwersdorf, Engelsberg, Freudenthal und Lichten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch