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in Wawrowitz dagegen nur weiße Waare erzeugt. Die Rohzuckerfabriken geben zumeist
ihre Erzeugnisse an die schlesischen Raffinerien ab, deren sich zwei im Lande befinden,
und zwar je eine in Troppau und Chybi. In den genannten Rohzuckerfabriken und Zucker-
raffinerien standen am Ende des Jahres 1890 158 Motoren, welche gegen 2.770 Pferde-
kräfte repräfentireu, in Verwendung. Die Zahl der in der Znckerfabrication beschäftigten
Arbeiter belief sich aus3.420, während die Menge des erzeugten Rohzuckers 275.650 Meter-
centner, die der weißen Waare 21.500 Metercentuer betrug. Raffinadezucker wurden
234.700 Metereentner produeirt. Die Qualität des in Schlesien erzeugten Zuckers ist eine
vorzügliche. Derselbe wird nicht blos im Jnlande consumirt, sondern geht auch nach den
Ländern der Levaute bis nach Klein-Asien und Egypten. Den französischen Raffinaden
sind die schlesischen Erzeugnisse in qualitativer Beziehung überlegen, jedoch macht sich im
Exportverkehr mit dem Orient die Eoncurrenz des russischen Zuckers in empfindlicher
Weise fühlbar.
Bis zum Jahre 1865 gab es in Schlesien nur sehr primitiv eingerichtete Lohn-
mühlen. Die Landleute brachten das Getreide zur Mühle und warteten, bis sie das
fertige Produet wieder nach Hause führen konnten. Sie wurden „Mahlgäste" genannt
und mußten bei der Vermahlung mit thätig sein. Diese erfolgte auf gewöhnlichen Sand-
steinen. Es wurde nur eine Gattung Mehl erzeugt und dieses war oft schwarz und
sandig. In der Zeit von 1860 bis 1870 finden wir in einzelnen Mühlen statt des früher
verwendeten Schafwollbeutels Seidengaze, auch wurden sogenannte „amerikanische Mahl-
gänge" eingeführt, womit eine wesentliche Verbesserung in der Erzeugung des Mehles
Hand in Hand ging. Seit jener Zeit läßt sich eine fortwährende Verbesserung in der
Mühleneinrichtung constatiren. An die Stelle der alten Beutelkästen traten Cylinder mit
Seidengazeüberspannuug, durch deren Anwendung die Erzeugung eines weit schöneren
und schmackhafteren Mehles als bisher erzielt wurde.
Eine vollständige Umwälzung in der Müllerei erfolgte in den Jahren 1870 bis
1880, in welche Zeit auch das Entstehen verschiedener Handelsmühlen fällt. Neuartige
Getreidereinignugs- und Putzmaschinen, Centrifugalsichter, Walzenstühle und Elevatoren,
welche das Muhlgut automatisch weiter befördern und die Arbeit wesentlich erleichtern,
wurden in Verwendung genommen. Das Mahlgut wird uicht mehr zwischen Steinen
zerrieben, sondern, nachdem es von allem Besatz und Schmutz vollständig gereinigt ist,
auf den Walzeustühleu zerkleinert. Die daraus erzeugten Griese werden sortirt und
geputzt, um mehrere Sorten feines Mehl zu erzeugen. Die heutigen Mahlgänge finden
nur noch zum Ausmahlen Verwendung.
Unter solchen Umständen ist die schlesische Lohnmüllerei gegenwärtig stark im
Rückgänge begriffen; denn die Bäcker haben das Mahlen aufgegeben und kaufen fertiges
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch