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(Z'/s Meter) Kapelle, deren Höhe die des Schiffes erreicht, und es entsteht dadurch eine
Art Querschiff. Gegen Osten ist das Schiff durch sieben Seiten des Vierzehnecks, die
Kapellen durch fünf Seiten des Zehnecks geschlossen. Sämmtliche Details der Fa^ade fiud
romanischen Stils, und zwar: das ruudbogige Portal, dessen durch je zwei Säulen
gegliederte Lailmug, das durch Ruudstäbe gegliederte Kreuzgewölbe der dahinter liegenden
Halle, dann an den Thürmen die mit Rundbogenfriesen verzierten Gesimse uud die
Doppelfenster. Dagegen kommen an der Ostseite gothische Baudetails vor, wie die
polygoueu Abschlüsse und deren mit stumpfen Spitzbogen versehene Halbkuppeln. Dieser
Art wird wohl auch das ursprüngliche Gewölbe des Schiffes gewesen sein. Der Abschluß
des Schiffes hat drei verschieden hohe, rnndbogige, nach innen engere, gauz schmucklose
Fenster; an seinen fünf freistehenden Seiten bilden die ans den Ecken vorspringenden
Halbsäulenschäste und die auf diesen ruhenden Halbkreisbogen eine Arkade, nnd zwar
in der Weise, daß bei gleicher Höhe der Schäfte die Bogeu der beide» äußeren Seiten
niedriger, die der beiden inneren höher sind, der der mittleren aber der höchste ist. Mit
dem höchsten Bogen fließt der die Wand des Abschlusses umzieheude Ruudbogeufries
zusammen.
Ähnlich sind die Abschlüsse der Kapellen gestaltet, nur daß die Halbsäulenschäste in
deu Ecken keine Kapitale haben. Diese Abschlüsse besitzen auch keiueu Ruudbogeufries.
Jeder Halbsäuleuschaft, der außen die Laibuug des Portals uud den Abschluß, iuueu die
Wäude, ferner die je eine Ecke der Thürme stützenden Pfeiler gliedert, hat ein anderes
Kapitäl: es gibt da mit Kreissegmenten verzierte Würfelkapitäle, dann wieder kelchartige
von mannigfacher Gestalt. Der Laubschmuck der letzteren zeigt in seinen Formen theils
westliche Knnst, theils, nnd noch häufiger, orientalische (byzantinische) Nachklänge. Bald
sieht man im Blätterwerk einen Vogel, bald erscheint ein Menschenkopf von Mondschein-
form, ein Kapitäl weist sogar eine in Relief gearbeitete Jagdscene mit zwei männlichen
Gestalten auf, deren Kleidung der damalige» ungarischen Tracht entspricht. Sie tragen
bis an die Knie reichende, auch in der Taille weite Röcke uud Schuurrbärte, jedoch
keine Bärte. Die Kämpfer der Kapitäle und die Säuleufüße fiud überaus mannigfaltig;
dreifach gegliederte attische Füße haben nur die beiden gedrungenen Säulen auf der
Empore, doch haben auch diese keiue Eckblätter. Das Oruament ist, mit Ausnahme
der Kapitäle am Portal, rohe Arbeit von ungeübter Hand. Die Kirche ist nicht rein
romanisch, gehört aber in Ermangelung der äußeren Waudpseiler auch nicht entschieden
der Übergangskunst an, obgleich der Abschluß verräth, daß sie zu einer Zeit gebaut
wurde, als in den westlichen Ländern schon die Gothik Mode war. Sowohl aus diesem
Gruude, als auch wegen der Eigenartigkeit der geschilderten Details ist dieser Ban einzig
in seiner Art und ein charakteristischer Vertreter der romanischen Baukunst Oberungarns.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch