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Denkmäler vertreten. Es sind dies zumeist Dorskirchen und -Kapellen von geringerem
Umfang. Da wir jedoch selbst über die größeren Schöpfungen des romanischen Banstils nur
wenige sichere Daten besitzen, scheint es beinahe selbstverständlich, daß die Chroniken über
die Zeit und Umstände, unter denen die kleineren Bauwerke entstanden sind, schweigen.
Es versteht sich ferner von selbst, daß in den Gegenden Oberungarns, wo die Spärlichkeit
der Bevölkerung auch eine geringere Zahl von kirchlichen Institutionen, Bisthümeru und
mönchischen Niederlassungen bedingte, die Bauthätigkeit sich in engeren Grenzen bewegt
hat. Aus dem uämlichen Grnnde wurden mich die Dorfkirchen mit geringerer Sorgfalt
gebant; sie zeigen in Anordnung uud Aufbau die größte Einfachheit. Mit Ausnahme der
Kirchen in den Städten Karpfen (Korpona) nnd Dobroniva des Sohler Comitats sind sie
sämmtlich einschiffig. Das Schiff ist entweder rechteckig oder quadratisch, mit einer Balken-
decke; unter den einem entwickelteren Übergangsstil angehörigen kommen auch solche vor,
in deren Mitte ein einfacher Pfeiler steht und das Gewölbe stützt. Die östliche Schmalseite
des Schisfes schließt mit einer größeren oder kleineren halbkreisförmigen Apsis ab, oder
es fügt sich dem Schiffe als Chor ein kleineres Quadrat an, das mit einem Halbkreis
oder geradlinig abschließt; zuweilen haben die Chöre des Übergangsstils einen dreiseitigen
Abschluß. In der Mitte der Westfa^ade erhebt sich ein quadratischer Thurm, entweder in
den Körper des Schiffes hineingebaut und mit den beiden inneren Ecken auf je einen
Pfeiler gestellt, oder vor die Fa^ade gesetzt und mit seinem Untergeschoß als Vorhalle der
Kirche dienend; ist das Untergeschoß des Thurmes geschlossen, dann hat das Schiff seinen
Eingang in der Regel an der Südseite. Das Äußere der Kircheu ermangelt gewöhnlich des
architektonischen Schmuckes; die Wand hat weder einen nnteren Saum, uoch ein Kranz-
gesimse; Lifenen kommen nicht vor. Die Laibnngen der Fenster sind stets glatt nnd
auch die der Thüren haben selten eine Gliederung; die Fensterpaare der Thürme sind
dnrch Säulchen von mitunter wechselnder Form, aber roher Bildung getheilt. Die
charakteristischesten Kirchen dieser Art dürften am häufigsten in jenen Eomitaten und deren
Nachbarschaft vorgekommen sein, wo sich sächsische Einwanderer niedergelassen hatten, also
besonders im Sohler und Zipser Comitat und deren Umgebung. Dagegen finden sich nuter
den derartigen romanischen Denkmälern der entfernteren Comitate, wie Hont, Heves nnd
Zemplen, solche, die sich nicht so streng an das sächsische Mnster halten nnd von diesem
bald in ihrer Anordnung, bald in der entwickelteren Ausschmückung abweichen.
Zahlreiche Daten sprechen dafür, daß der links der Donau gelegene Theil des
kleinen Alföld, die Insel Schütt, das zwischen die March und das weiße Gebirge fallende
Gebiet, serner das Thal am Unterlauf der Waag und Neutra, schon im XII. uud
XIII. Jahrhundert eine der besser bevölkerten Gegenden Ungarns bildeten. Zum Theil geht
auch aus den Denkmälern hervor, daß in den Comitateu Preßburg, Neutra uud Treutschiu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch