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Das geradlinig abgeschlossene Chor ist gothisch. Die reformirten Kirchen der Gemeinden
Hernäd-Büd und Gönez-Rnßka sind einfache romanische Bauten, einschiffig, mit halbkreis-
förmigem Abschluß, ohne Thurm und architektonischen Schmuck. Die Kirche des Dorfes
Selyeb ist ein kleines, einschiffiges, gerade abgeschlossenes Gebäude ohne Thurm.
Die Zipser Hochebene gehört gleichfalls zu den am frühesten besiedelten Gebieten
des Oberlandes. Die Einwanderung geschah im XII. Jahrhundert und die Zunahme der
Bevölkerung wurde durch das weniger rauhe Klima, den zur Cultur besser geeigneten Boden
und die hier durchführenden Straßen des damaligen Weltverkehrs gefördert. Hand in Hand
mit der Besiedelung entstanden gewiß schon im XII. Jahrhundert Kirchen, wenngleich nur
kleine und mit wenig Kunst erbaute. Diese wurden jedoch durch die lebhafte Bauthätigkeit
des XIV. und XV. Jahrhunderts umgestaltet. Daher kommt es, daß die Zips mit Ausnahme
der Kirchdraufer Kathedrale kein Baudenkmal des romanischen oder Übergangstils besitzt,
das zu der kulturellen Bedeutung dieser Gegend im XII. und XIII. Jahrhnndert im
Verhältniß stünde. Von den kleineren Kirchen ist eigentlich die des Ortes Haraßt die
einzige, welche die rein romanische Baukunst repräsentirt; sie folgt einem sächsischen
Vorbild, ist aber auch wegen ihrer in Ungarn ungewöhnlichen Anordnung interessant.
Ihr einziges Schiff schließt mit halbkreisförmiger Apsis ab; an diese fügt sich rechts und
links je eine gleich große Apsis, wodurch gleichsam ein Querschiff entsteht, und über ihrer
Vierung erhebt sich ein quadratischer Thurm, der, wie auch die mittlere Apsis, ein Rund-
fenster hat. Trotzdem verschwand die im Comitat gebräuchlich gewesene romanische Bau-
weise nicht, vielmehr begegnet man ihren Spuren auf Schritt und Tritt an jenen kleineren
gothischen Kirchen, deren Entstehungszeit nicht genau bekannt ist. Sie sind eigenartige
Mischproducte der romanischen und gothischen Baukunst; doch sind sie auch nicht dem
Übergangsstil zuzuweisen, da ihre Wände außen keine Streben haben. Sie sind einschiffig,
vor ihrer WestMade erhebt sich ein quadratischer Thurm, das Chor ist geradlinig abge-
schlossen, das Schiff entweder horizontal gedeckt oder eingewölbt, in welchem Falle das
Gewölbe auf einem mitten in das Schiff gestellten achteckigen Pfeiler ruht; der Triumph-
bogen zwischen Schiff und Chor ist zuweilen rnndbogig, meist spitzbogig und entweder glatt
oder gegliedert; die durch romanische Säulchen getheilten paarigen Thurmfenster sind rund-
bogig, obgleich ihre Verhältnisse an die gothische Kunst erinnern; die Fenster des Schiffes
und Chores sind theils spitzbogig, theils rundbogig, jedoch auch diese so hoch und schmal
wie jene. Solche Kirchen haben z. B. die Gemeinden Denessalva, Zsegra und Jekelsdorf
(Jekelfalva). Letztere ist thurmlos.
Einige kleinere, mit Streben versehene, dem Übergangsstil angehörige Kirchen
finden sich in den Nachbarcomitaten der Zips. Im Särofer Comitat hat Cselfalva eine
einschiffige, geradlinig abgeschlossene Kirche mit spitzbogigem Thor, rundbogigen Fenstern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch