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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Seite - 68 -
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68 Laubornament; Thiergestalten sind selten; es fehlt das Gewimmel zierlicher schlanker Fialen, das schöner gestaltete Kranzgesimse, knrz jener ganze Formenreichthum, der das Lebenselement des gothischen Stils ist. Es kommen wohl auch kunstreicher gebildete Details vor: Portale, schön gegliederte Rippen und Grate, Maßwerk der Fenster und dergleichen, allein diese Dinge passen nicht zum Ganzen des Gebäudes, dem in der Regel die Gleichmäßigkeit der Durchführung fehlt. Bei solcher Geringfügigkeit der Aufgaben bot sich keine Gelegenheit, irgend einen berühmten Meister, etwa aus Süddeutschlaud, zu berufen, der eine eigenartige Richtung eingebürgert und in seiner Banhütte Schüler zur Fortentwicklung seiner Kunstweise erzogen hätte. Unter den vielen Bauten findet sich kein bedeutenderes Werk, an das sich der Name und die Kunst irgend eines Meisters knüpfen würden, aber auch kein einziges, das vermöge irgend welcher Eigenthümlichkeiten gewissermaßen als Ausgangs- und Mittelpunkt dienen könnte, um deu sich mehrere Bauwerke gruppireu. Ja selbst die Entstehungszeit der meisten und unter ihnen der wichtigsten Bauten ist nicht genau bekannt, und so läßt sich die Geschichte der Knnstgestaltung nicht einmal aus Grund des zeitlichen Nacheinander ermitteln. Von den in der vorhergehenden Periode entstandenen Kirchen sind es auch hier die Kathedralen, die der neuartigen Baumode am wenigsten zu widerstehen vermochten; die romanischen Kathedralen von Waitzen, Erlan und Neutra verschwanden spurlos uud an ihre Stelle traten gothische Gebäude, die übrigens gleichfalls untergegangen sind. Soweit wir von der Erlauer Kathedrale Kenntniß haben, dürfte diese das ansehnlichste Bauwerk unter den dreien und überhaupt die vollkommenste Leistung der gothischen Baukunst im Oberlande gewesen sein. Wahrscheinlich begann ihr Bau um die Mitte des XIV. Jahr- hunderts; ihr Chor war von einem halbkreisförmigen Umgang und einem Kapellenkranz umgeben, die durch Thomas Bakocs zur Zeit, als er Bischof von Erlan war, Ende des XV. Jahrhunderts erbaut worden. Auf Grund ihrer erhaltenen Bruchstücke, insbesondere in Anbetracht der Größe und edel gegliederten Form eines in der Erlauer Festung unter der jetzigen Oberfläche des Terrains noch bestehenden Pfeilerstückes, stellen wir uns eine umfangreiche, großartig disponirte und reich durchgeführte Kathedrale vor, auf die das Wort Belas IV. über die frühere Kathedrale noch besser gepaßt hat, daß sie nämlich „über sämmtlichen Kirchen Ungarns, gleich der Königin der Nation, anf dem Stuhle ihrer Erhabenheit thronte, geschmückt mit der Krone ihrer Schönheit". Die Türken bezeugten später die Großartigkeit des Gebäudes durch folgende Aufschrift: „Als wir in dieses Dorf kamen, staud hier eine ungeheuer große christliche Kirche, die uns Gott gegeben hat. Die Christen waren Narren, daß sie mit so großer Arbeit und so großen Kosten in diesem kleinen Dorfe eine so große Kirche gebant haben."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (5), Band 18
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (5)
Band
18
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.02 x 21.71 cm
Seiten
462
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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