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schließen gleichfalls dreiseitig ab. Die quadratischen Pfeiler stehen auf doppelten Sockeln
von entwickelterer Forin und haben abgeschrägte Kanten; diese sind durch eine tiefe
Hohlkehle, die Pfeilerflächen aber durch glatte Säulenschäfte gegliedert, welche attische
Basen und abwechselnd mit einer oder zwei Blätterreihen geschmückte Capitäle habeu.
Übereinstimmend gegliedert sind auch die Dienste, sowie die Gurten und Rippen des
Kreuzgewölbes, desgleichen der Triumphbogen und die Laibungen der Fenster. Besondere
Aufmerksamkeit verdienen noch zwei Wandpfeiler, die sich am Ostende der beiden Seiten-
schiffe erheben; an dem Capitäl des nördlichen sieht man durch zahlreiche menschliche
Halbfiguren und Köpfe das jüngste Gericht dargestellt, während die Bedeutung einer
ähnlich gearteten Darstellung an dem Pfeiler des südlichen Seitenschiffes unsicher ist.
Von dem Kreuzgang des Klosters, der sich an der Südseite der Kirche befand, sind zusammen
sechs Joche erhalten geblieben. Auch diese haben Kreuzgewölbe. Ebenda befindet sich eine
Kapelle von unregelmäßiger Form und unter ihr die Sakristei.
Die Kirche blieb kaum hundert Jahre in ihrem ursprünglichen Zustande. Im
XVI. Jahrhundert wurden ihre Mauern, vielleicht zu Vertheidigungszwecken, um vier
Nieter erhöht und die Fenster zur Hälfte vermauert. So erhielt das Äußere der Kirche
die sonderbare Form, in der sie noch jetzt besteht. Im Jahre 1565 gelangte das Kloster
in den Besitz des Graner Capitels. Die Unbilden der folgenden Jahrhunderte und die
nothwendig werdenden Ausbesserungen thaten dann das Ihrige, zuletzt kam im Jahre
1881 eine verheerende Feuersbrunst. Nun beschloß das Capitel als Eigenthümer eine
durchgreifende Restaurirung der Kirche und betraute mit dieser Arbeit Franz Storno,
der sie anch unter sorgfältiger Confervirnng der erhalten gebliebenen Theile erfolgreich
durchführte. Die wiederhergestellte Kirche wurde im Jahre 1885 geweiht.
Ein weiteres Denkmal ihrer gothischen Bauthätigkeit haben die Benediktiner in
der jetzigen Pfarrkirche der Ortschaft Pogräny (Neutraer Comitat) hinterlassen. Auch
sie war einst Abteikirche der Benedietiner, hat jedoch im Lause der Zeiten so viele
Erweiterungen nnd Umgestaltungen erfahren, daß gothische Details bloß an ihrem Chor-
abschlnß erhalten geblieben sind.
Die der heiligen Muttergottes geweihte Kirche der Turöczer Probstei in Zniövaralja
ist ein gothischer Bau, dessen Ursprung auf die Prämonstratenfer zurückgeht. Bela IV.
stiftete hier im Jahre 1252 eine Prämonstratenser-Probstei, die im Jahre 1534 einging.
Die Kirche ist einschiffig, ihr Chor schließt mit gerader Wand ab; späterhin in den Besitz
der Jesuiten gelangt, machte sie eine Umgestaltung durch, die jedoch nicht verhinderte,
daß Chor, Triumphbogen, das auf achteckigen Pfeilern stehende Mufikchor und die
Fenster ihren gothischen Charakter behalten haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch