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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Seite - 84 -
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84 Muß aber auch auf die Urheberschaft Villard de Honnecourts verzichtet werden, so dürfte der Kaschauer Dom dennoch das Werk eines jener dem Namen nach unbekannten französischen Meister gewesen sein, welche sich um diese Zeit in Ungarn aufgehalten haben. Dies läßt sich aus der eigenthümlichen Anordnung des Chores entnehmen, die, mit Hinweglassung des Chorumganges, dem verlängerten und mit fünf Seiten des Zehneckes geschlossenen Chöre sowohl rechts als auch links je zwei in der Richtung der Radien angeordnete Kapellen anfügt. Ähnliche Anordnung zeigen die Kirche Saint-Ived zu Braiue (Frankreich), die Liebfrauenkirche zu Trier und das Chor der Collegiatkirche zu Tanten, jedoch mit dem Unterschiede, daß bei den zwei ersteren die beiden westlichen Kapellen sich der Flanke des Querschiffes anschließen, während in Kaschau die Kapellen von der Flanke des Querschiffes durch ein halbes Joch der Seitenschiffe getrennt sind. Die Kirche zu Braine ist auch in ihren übrigen Theilen correct und klar angeordnet, dreischiffig, und ihr Querschiff springt mit einem schmalen Joch aus der Flucht des Längsschiffes hervor. Unsere Kirche hingegen ist, von dem Vorbild abweichend, unfolgerichtig und verworren, sie hat weder entschieden fünf, noch auch drei Schiffe und am allerwenigsten eine Central- anlage. Aus dieser in ihrer Art beispiellosen Unentschiedenheit entsprangen bei dem Aufbau constrnctive Schwierigkeiten, welche die in der Bautechnik weniger bewanderten Meister nur mangelhaft zu überwinden wußten. Es kann also nicht überraschen, wenn man erfährt, daß die mittleren Pfeiler schlecht suudirt waren und sich daher seitwärts lehnten, was wieder zur Folge hatte, daß die ohnehin schwachen Mauern Sprünge bekamen. Dazu kam noch, von Anderem zu geschweigen, die systemlose, verworrene EinWölbung der Seitenschiffe. Diesen Fehlern ist es zuzuschreiben, daß die Kirche schließlich abgetragen werden mußte. Auch dem Äußeren der Kirche fehlte die Einheitlichkeit und dazu kam noch die störende Wirkung der zahlreichen Annexbauten. Sehr augenfällig war an der Westfronte die große Einfachheit der beiden Thürme und der Giebelwand, besonders aber die auffällig kleinen Massen des am Fuße der letzteren befindlichen Hauptportals sowie der beiden Seitenportale, desgleichen der Mangel eines Strebesystems, wie es bei der Höhe des Mittelschisfes und Kreuzschiffes erforderlich gewesen wäre. Im Gegensatz hiezu wiesen manche Details des Aufbaues einen erstaunlichen Grad von Reichthum und künstlerischer Vollendung auf. Über dem schmalen Kranzgesimse erhob sich eine von Maßwerk durch- brochene Brüstung, welche die Kirche der Länge und Breite nach, einem schöngestickten Bande gleich, umschlang. Der nämliche Zierrat wiederholte sich über dem Gesimse der Seitenschiffe. Die Ornamentik des Gesimses ergänzte sich überdies am Chor durch eine Reihe niederhängender Bänder, die unten mit Rosen endeten. Auch im Übrigen war der Abschluß reich gestaltet. An seinen fünf Seiten öffneten sich fünf, beinahe die ganze Wandbreite einnehmende Fenster; die schöngegliederten Strebepfeiler aber wurden durch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (5), Band 18
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (5)
Band
18
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.02 x 21.71 cm
Seiten
462
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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