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übereck gestellte Fialen belebt, welche in fünf Reihen über- und hintereinander gestellt
waren. Diese Pfeiler durchbrachen das Kranzgesimse und endeten in keiner Spitze, sondern
waren am abgeschnittenen Ende mit Zinnen gekrönt. Außerordentlich reich waren auch die
hohen Giebel des Querschisfes. Das Thor an der Südfront des Querschiffes übertrifft an
Reichthum uud Richtigkeit der Verhältnisse das Hauptportal, wird aber selbst noch weitaus
übertroffen durch das Thor an der nördlichen Fronte des Querschiffes, ein würdiges Seiten-
stück znm Chorabschlnß. Dieses Portal mit seiner, vom Gewöhnlichen abweichenden,
rechteckigen Form, seiner architektonischen Pracht und seinen Reliefs (jüngstes Gericht,
Christus am Kreuze und vier Scenen ans dem Leben der heiligen Elisabeth von Ungarn)
ist der größte Stolz der Kirche. Diese Details haben der alten Kirche den ersten Platz unter
den gothischen Bauwerken im Lande errungen; sie haben glücklicherweise die Fährlichkeiten
des Neubaues fast unverändert überdauert und sind das Allerbeste auch an der neuesten
Kirche, die im September 1896 eingeweiht wurde.
Die gothische Bauthätigkeit Kaschaus, der man nicht absprechen kann, daß sie unter
den obwaltenden Umständen großartig war, konnte gleichwohl keinen Einslnß ans die
Umgegend und vollends nicht ans das Oberland ausüben.
Die Pfarrkirche des Städtchens Klein-Zeben (Kis-Szeben) im Säroser Comitat,
nahe der Landesgrenze, ist das einzige Banwerk, das einerseits durch seine Anlage
einigermaßen an die Kaschaner Kathedrale erinnert, während andererseits das Portal
seines Thurmes an die St. Michaelskapelle gemahnt. Daraus ist wohl zu folgern, daß
sie etwas später als diese, also zu Anfang des XV. Jahrhunderts entstanden sein wird.
Sie ist eine dreischissige, basilikaartige Kirche. Die Länge der Schiffe beträgt 18 80, ihre
Breite zusammen 9 25 Meter. Die mit Pultdächern gedeckten Seitenschisse sind kanm
etwas niedriger als das Hanptschiss und von diesem dnrch zwei Paare quadratischer,
an den Kanten abgeschrägter Pfeiler getrennt. Das mittlere Joch des Hauptschiffes wirkt
von außen durch seiue überragenden Wände als Querschiff. Diesem ist an der Südseite
eine Vorhalle vorgelegt, die als Eingang dient und über der sich das Fenster des mittleren
Joches höher öffnet. An das Mittelschiff schließt sich das 14 70 Meter lange und
7 50 Meter breite Chor, von zwei Jochen, mit Kreuzgewölbe und dreiseitigem Schluß;
die in seine Wand gehöhlten Sitznischen haben oben schönes, aus drei Pässeu bestehendes
Maßwerk. Das Mittelschiff hat ein eigenthümliches Sterngewölbe, für dessen Rippen die
Symbole der Evangelisten als Eonsolen dienen, während die Consolen für die Rippen
des mittleren Joches im südlichen Schisse menschliche Halbsignren vorstellen. Vor der
westlichen Fa^ade erhebt sich ein Thnrm von quadratischem Grundriß, unten mit einer
Thüre, die jedoch blos in den Thnrm führt nnd trotz ihrer rohen Form lebhaft an die
Thüre der Kaschaner Kapelle erinnert.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch