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Forscher auf Grund von Urkunden des städtischen Archivs ermittelt. Wahrscheinlich stand
in älterer Zeit auch hier eine primitive Kirche, an deren Stelle dann zu Beginn des
XIV. Jahrhunderts die dreischissige basilikaartige Kirche von 30 Meter Länge und 21 Meter
Breite erbaut wurde, deren 24 Meter hohes Mittelschiff von den 10 Meter hohen Seiten-
schiffen durch achteckige Pfeiler getrennt ist, und zwar von dem nördlichen durch drei, von
dem südlichen blos durch zwei, insofern an die Stelle des westlichen Eckpfeilers der in die
südwestliche Ecke der Kirche eingebaute Thurm tritt. Die Zwischenräume der Pfeiler sind
ungleich, ihre Sockel verschiedenartig gegliedert, Kapitäle haben sie keine; aus den Pfeilern
laufen Dienste an den Lichtgaden des Mittelschiffes hinan, um die von dem später
erbauten Gewölbe niedersteigenden, durch zwei Hohlkehlen und Leisten gegliederten Rippen
aufzunehmen. Die Dienste haben einfache scheibenförmige Kapitäle, unter denen Wappen-
schilder angebracht sind. Einer der Dienste endet mit einem Kragstein, der die Halbfigur
eines als Baumeister erkennbaren Mannes darstellt. Mitte des XV. Jahrhunderts, als
eine Erweiterung der Kirche nothwendig erschien, wurde an die Stelle des früheren Chores
ein auf 17 40 Meter verlängertes, 9 73 Meter breites und dreiseitig geschlossenes Chor
aufgeführt, dessen Achse jedoch mit der des Hauptschiffes nicht zusammenfällt. Das südliche
Seitenschiff behielt seinen früheren geradlinigen Abschluß, während dem nördlichen zu
derselben Zeit eine Sakristei angefügt wurde. Diese Arbeit war dem Steinmetzmeister Niklas,
Bürger zu Bartfeld, übertragen, der sie jedoch so untüchtig durchführte, daß das Gewölbe
der Sakristei im Jahre 1464 einstürzte. Das neue Gewölbe wurde durch den Steinmetzen
Stefan aus Kafchau erbaut. Im Jahre 1482 baute Meister Urban vor dem Haupteingange
der Südseite eine Vorhalle, und über dieser, sowie rechts und links von ihr, je eine Kapelle.
Gleichzeitig errichtete man längs der an die Stadtmauer grenzenden Nordseite zur Stütze
mächtige Sporne. Der Thurm wurde im Jahre 1486 durch den aus Anspach gebürtigen
Meister Johann Frankin Stemazek beendigt. Gegenwärtig befindet sich die Kirche in so
schadhaftem Zustande, daß ihre Wiederherstellung ein dringendes Bedürfniß ist.
Die Pfarrkirche zu Ep eries ist ein die Bartfelder Kirche an Größe weit übertreffender
Hallenbau, der zum größeren Theile vom Ende des XV. Jahrhunderts herrührt. Sie gehört
zu den reicher ausgestatteten Kirchen des Oberlandes, doch ist ihre Ornamentik durch
nachlässig gebildete Formen charakterisirt. Ihre drei Schiffe von gleicher Breite sind durch
fünf Pfeilerpaare von einander geschieden. Die Pfeiler sind achteckig, aus eckigen Diensten
gegliedert und auf hohe Sockel gestellt. Die Sterngewölbe je eines Joches des Mittelschiffes
und der beiden Seitenschiffe sind nicht durch Gurten getrennt, sondern die Rippen durch-
schneiden sich mit ihren Enden und verflechten sich an der Stelle der Gurten zu einem
Knoten. Das Chor schließt dreiseitig, die beiden Seitenschiffe zweiseitig ab. An der westlichen
Fa^ade erhebt sich, in gleicher Breite mit dem Mittelschiff, ein gedrungener Thurm von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch