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nur Einzelheiten als alt erkennen lassen. In Schütt-Somerein (Svmvrja) war die Kirche
der Resormirten ursprünglich eine durch Pfeiler getheilte Doppelhalle, wurde jedoch später
beiderseits durch je einen niedrigeren schiffartigen Znban erweitert, so daß sie jetzt eine in
ihrer Art einzig dastehende Kirche bildet, mit doppeltem Hauptschiff und zwei Seitenschiffen,
zusammen also vier Schiffen, deren Länge gleich der Gesammtbreite 14 Meter ausmacht.
Das Doppelschiff setzt sich in einem dreiseitig geschlossenen Chöre von nicht weniger als
10 Meter Länge fort. Der aus der Westseite vorspringende Thurm hat um seinen Helm
vier kleinere Thürmchen stehen. Die Kirche zu Loipersdors (Csütörtök) hat gleichfalls ein
solches Doppelschiff, dem sich jedoch nur nördlich ein niedrigeres Seitenschiff anschließt.
Die beiden gedrungenen Thürme haben ruudbogige Fenster. Die Kirche zu Värkony zeigt
in ihren erhaltenen Details frühgothischen Charakter. Die dreischiffige Hallenkirche zu
Bischdorf (Püspöki) ist aus Stein erbaut.
Die in der gothischen Bauperiode entstandenen Niederlassungen der Bettelorden sind
wenig zahlreich und bieten überdies das Bild der traurigsten Zerstörung. Keine von ihnen
ist in gutem Zustande erhalten; die meisten kennen wir nur aus Nachrichten. Nach den
erhaltenen zu urtheilen, war die Bauweise dieser Orden ihrer Armuth entsprechend
überaus einfach; sie kommen an Festigkeit den Bauten der ackerbautreibenden Orden nicht
entfernt gleich; ihre Wichtigkeit besteht höchstens darin, daß sie zu den Erfordernissen einer
Stadt gehörten und gleichfalls zu dein Aufschwung der Bauthätigkeit beitrugen. Diese
Mönchsniederlassungen wurden in der Regel am Ende der Stadt errichtet; ihre meist
einschiffige Kirche hat ein aus zwei oder drei Jochen bestehendes, ziemlich geräumiges Chor,
das dreiseitig abschließt; an die Nordseite der Kirche stößt das meistens einstöckige, enge
und unbehagliche Klostergebäude; ebenda erhebt sich neben der Chorwand der Thurm.
In den Städten Beregßäß, Erlau, Szatmär-Nemeti und Göllnitz sind die
Dominicauerklöster spurlos verschwunden; mau weiß von ihnen blos, daß sie uoch zu
Anfang des XVI. Jahrhunderts vorhanden waren, sie sind also wahrscheinlich im
XIV. Jahrhundert entstanden. In Kaschau ist die Dominicanerkirche das älteste gothische
Bauwerk; ihr Schiff wurde im XVII. Jahrhundert völlig neugebaut, blos Chor und Thurm
sind alt, allein ebenfalls stark verändert.
Auch den gothischen Bauwerken der Franeiseaner ging es nicht besser. Einige sind
gänzlich untergegangen, so die zu Beregßäß und Nagy-Szöllös. Zu Tyruau ist die durch
König Ludwig den Großen gegründete Anlage erst im Jahre 1633 und dann 1836 gänzlich
neugebaut worden. Ebenso erging es ihren Klöstern und Kirchen in Erlau und Skalitz.
An ihrer Kaschaner Kirche ist nur das Chor gothisch. An der Franeiscanerkirche zu
Szecseny (Nögräder Comitat) zeugt blos der dreiseitige Abschluß des Chores von gothischer
Kunst; der Thurm ist auch hier neu aufgebaut; im östlichen Flügel des Klostergebäudes
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch