Seite - 106 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 106 -
Text der Seite - 106 -
106
zwar zu Maria-Nostra im Houter, zu Marieuthal (Maria-Völgy) im Preßburger und zu
Töke-Terebes im Zemplener Comitat. Die beiden ersten wurden durch König Ludwig
den Großen 1352 und 1377 gegründet. Alle drei sind einschiffig mit verlängertem Chor
und dreiseitigem Abschluß. In Marienthal ist das Schiff ein schiefes Viereck und vor der
Westfront erhebt sich ein hoher viereckiger Thurm. Zu Maria-Nostra ist die Fa^ade von
zwei Thürmen flaukirt. In beiden Kirchen haben die Wandpfeiler des Presbyterinms an den
Capitalen schönes Blumen- uud Laubornament. Die Kirche zu Töke-Terebes ist eiu sorg-
fältig ausgeführter, einfacher, regelmäßiger Bau, die Rippen ihres Rautengewölbes stehen
unmittelbar auf den Wandpfeilern auf, der Triumphbogen und die Laibuugeu der Fenster
am Chor sind reicher gegliedert.
DerKartäuserordeu hatte eine einzigeNiederlassnng, die durch einenMönchMartin
1319 in der Zips, dem nördlichsten Theile des Oberlandes, gegründet wurde. Sie befand
sich nahe dem Dorfe Lechnitz, am Dnnajee, und hieß deshalb Lechuitzer oder auch Rothes
Kloster. Im Jahre 1710 wurde dieses von dem Camalduleuferorden besetzt, seit 1772
aber ist es verödet. In der Mitte des geräumigen, viereckigen Klosterhofes steht die
ansehnliche, doch schlichte einschiffige Kirche, mit außen geradlinigem, innen dreiseitigem
Chorabschluß; an jeder Seite des Chores befindet sich eine gleichfalls geradlinig
abgeschlossene Kapelle; neben der nördlichen Kapelle steht der Thurm.
In Preßburg ist die einschiffige Kirche des untergegangenen Clarisfinnenklosters
wegen ihres Thurmes bemerkenswerth. Er ist nämlich fünfeckig, geht jedoch nicht aus
dem Viereck in diese ungewöhnliche Form über, sondern ruht theils auf der westlichen nnd
südlichen Wand der Kirche, theils auf den Köpfen der die Ecken dieser Wände stützenden
Streben, theils aber auf den gegliederten Consolen, die aus den Zwischenräumen dieser
Streben vorspringen, so daß der größte Theil des Thurmes frei in der Luft zu schweben
scheint. Von seinen drei Geschoßen ist das untere einfach, nnr an den Ecken mit Fialen
geschmückt uud unter seinem Gesimse von einem Dreipaßfries umzogen. Das zweite
Geschoß zeigt in der unteren Hälfte an den Ecken und Seiten schöne Baldachine über
Statuen, welche die Huldigung der Weisen aus dem Morgenlande darstellen, während die
obere Hälfte von mannigfaltigem Maßwerk in drei Streifen umzogen ist. Das dritte
Geschoß hat an den Ecken Fialen und in den Laibungen der breiten Fenster hübsche
Säulchen. Als Abschluß dient diesem eigenthümlichen Gebilde ein Kranzgesimse mit Drei-
pässen, das in Lilien ausgeht. Das Helmdach ist das Einzige, was es im Laufe der Zeit
eingebüßt hat. Die Tyruauer Kirche der Clarissinueu ist ein kleiner schlichter Bau.
Spitalskapellen haben sich in Neusohl, Schemuitz, Kremuitz und Tyrnau erhalten.
Aus der Menge der angeführten kirchlichen Bauten ragen drei Kapellen hervor
und sind besonderer Beachtnng werth. Sie schließen sich als spätere Zusätze au bereits
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch