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ein solcher steht z. B. in der Holzkirche zu Hervartö im Särofer Comitat. Ans dem
Hängen an den mittelalterlichen Überlieferungen ist es zu erklären, daß unter anderen
die steinerne Kirche zu Altsohl zu Beginn des XVII. Jahrhunderts mit einem hölzernen
Taufbrunnen versehen wurde. Unter den steinernen Taufbrunnen gibt es auch welche,
deren gedrungene Form und ehrbare Einfachheit ein noch in romanische Zeit zurück-
reichendes Alter verräth. Solche haben z. B. die Kirchen von Petö-Szinye, Geezelfalva
und besonders die von Garam-Szent-Benedek. Der letztere hat die Form einer knrzen
romanischen Säule, mit roh geformter attischer Basis, glattem Schaft und kelchartigem,
von einfachen Blättern eingefaßtem Capital, das als Becken dient. Er ist gewiß ein
Überrest der durch König Geza I. hier erbauten ältesten Kirche. Die steinernen Tansbrnnnen
von Groß-Lomnitz und Klein-Zeben gehören zu den reicher geschmückten. Eine gewähltere
Kelchsorm und mitunter reicheres Ornament haben die aus Bronze gegossenen Tauf-
brunnen. Der Bronzeguß stand in Ungarn schon im XIV. Jahrhundert aus einer so hohen
Stufe der technischen Entwicklung, daß er auch mit dem westländischen zu wetteifern
vermochte, was ja die von den Meistern Martin und Georg von Klansenbnrg gegossene
Prager Reiterstatue des St. Georg beweist. Die derartigen größeren Werke der ungarischen
Meister sind zu Grunde gegangen, doch sind einige Tansbrnnnen vorhanden, die als
Denkmäler der mittelalterlichen Blüte des ungarischen Bronzegusses doppelt werthvoll
sind. Wir erwähnen nur die in den Kirchen von Esetnek (1454), Michelsdorf (Szträzsa),
Jglö, Leutschau, Käsmark (1472), Wallendorf (Szepes-Olaßi), Bartfeld, Kafchau,
Preßburg und Neusohl. Der Kaschauer gehört zu den schönsten und ältesten; er ist von
stämmiger romanischer Kelchsorm und hat Ornamente von romanischem Charakter. Der
Preßburger ist vom Jahre 1409 und von gedrungener Form, er hat blos einen breiten
Fuß, aus dem die Schale ruht, an ihrer Außenwand mit dem Crucifix und den Relief-
gestalten Marias und des heiligen Johannes geschmückt. Der Nensohler Tansbrnnnen
übertrifft alle, als künstlerisches Gebilde wie als Bronzeguß. Sein sechspaßsörmiger Fuß ist
mit Ungethümen in durchbrochener Reliefarbeit verziert, welche die besiegte Macht der Hölle
symbolisiren; der aus dem Fuße aufsteigende Schaft ist in der Mitte durch einen Nodns
mit der Aufschrist ,1475 m. jockoeus" unterbrochen, über diesem bilden schön geformte
Blätter einen Kelch nnd ans diesem ruht das Becken, dessen Bauch durch Spitzthürmcheu
und gothische Nischen gegliedert ist, in diesen Nischen endlich stehen Relieffiguren der
Apostel, als Symbole des die Hölle besiegenden Christenthums. Der alte Deckel des
Beckens ist jetzt durch einen neuen ersetzt.
Auch die Grabdenkmäler gehören zu den hervorragenden Werken der gothischen
Plastik. Seit dem Beginn des XIV. Jahrhunderts, als das Bestatten in Kirchen allgemeiner
wurde, haben sie sich selbst in den kleineren Kirchen immer mehr angehäuft. Ihre große
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch