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Unter dieser Menge von Rninen besteht nur noch ein einziger mittelalterlicher Festungs-
ban. Das ist Zolyomvar. Nach der Überlieferung wäre es durch Ludwig den Großen erbaut.
Eigentlich ist es eine burgmäßig befestigte königliche Residenz, „vomus keAin". Die Zeit
hat es benagt, manche Umgestaltung hat daran gemodelt, in nenerer Zeit ist es Gefängniß,
und dennoch zeigt es im Ganzen und Großen noch die ursprüngliche Form. Es steht auf
einem niedrigen, zum Theil mit einem Graben umzogenen Hügel. Die Umfassungsmauer
schließt ein unregelmäßiges Vieleck ein, an dessen vier Hauptecken hervorspringende Rund-
thürme stehen; an der fünften Ecke öffnet sich unter einem gedrungenen viereckigen Thurm
das einst mit Zugbrücke versehene Thor. Dieses führt in einen kurzen Vorhof, auf den
längs der Mauern, rings um den Palas herum, mehrere andere, einst wohlbefestigte Höfe
folgen. In der Mitte des Burgfriedens steht der dreistöckige Palas, ein regelmäßiges
Viereck von etwa 62 Meter Länge und 49 Meter Breite. An seiner kahlen Mauer machen
nur die regelmäßigen Reihen der später umgestalteten Fenster die Stockwerke kenntlich. An
jeder Ecke springt thnrmartig eiu geschlossener Erker vor, der vom zweiten Stock bis zum
Dache reicht. Das dritte Stockwerk hat ein Kranzgesimse mit sich schneidenden Rund-
bogen, und darüber eine Attika. Die längs der letzteren sichtbaren viereckigen Löcher ließen
einst die Balken des Wehrganges durch. Im letzten Vorhofe, genau mitten in der nördlichen
Langseite des Palas, öffnet sich das ehemals gleichfalls mit Zugbrücke versehene Thor in
flachen Spitzbogen, und führt in den 34 Meter langen, 22 Meter breiten Hof. An dem,
wie es scheint, jüngeren Tonnengewölbe des Thorwegs sind Wandmalereien zu sehen; seine
Seitenwände zeigen ein aus Rnudstab und Kehle bestehendes Gesimse und darunter einen
Fries von Dreipässen und reichgegliederten Spitzbogen, ganz unten läuft eine Steinbank
entlang. Im Hofe haben der nördliche und westliche Flügel einen Säulengang, der auch
aus den östlichen übergreift. An der Wand des südlichen Flügels sieht man noch die Krag-
steine, anf denen einst der Gang des Oberstocks ruhte. Im Ostflügel befindet sich die
geräumige Burgkapelle, die einst aus zwei übereinander befindlichen Räumlichkeiten
bestand, jedoch durch Umgestaltung im vorigen Jahrhundert ihren ursprünglichen Charakter
verlor. Im Erdgeschoß des Nordflügels befindet sich ein großer Saal, durch zwei stämmige
achteckige Pfeiler in zwei Schiffe und sechs Joche getheilt. Er ist jetzt für Zwecke des Sohler
Eomitatsmufeums wiederhergestellt. Das Erdgeschoß des westlichen Flügels enthält einen
ähnlichen Saal. In der südwestlichen Ecke des Hofes öffnet sich eine kleine fpitzbogige Thür
auf eine Holztreppe, über die man in die geräumige Vorhalle des ersten Stockes gelangt.
Aus dieser führt eine größere Thüre in den einstigen Königssaal, eine kleinere in das süd-
westliche Eckgemach, eine zweite kleinere in die Gemächer des einst von außen am stärksten
befestigten südlichen Flügels. Von den früheren Zieraten der Säle ist kaum eine Spur
vorhauden. Die Architektur der Arkaden und der ebenerdigen Räume ist durch schwerfällige
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch