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Thätigkeit auf die Details der älteren Bauten verwiesen nnd svmit in ihrer Freiheit
beschränkten. In Ermanglung selbständigen Schaffens von größerem Wurfe, konnte die
Renaissance nur zur Geltung gelangen, indem sie sich mit der Sachlage abfand. Später
aber machte die Türkennoth jeder freieren Thätigkeit ein Ende. Übrigens waren diese
kritischen Zeiten im Oberland nicht so fühlbar, wie jenseits der Donau. Hier war das
Vordringen der Türken von vernichtender Wirkung; dort erblickte man an vielen Orten
den Halbmond nur vou seru oder nur für kurze Zeit. Jenseits der Donau war
zweihundert Jahre hindurch der Türke der Einzige, der „baute"; im größten Theile des
Oberlandes jedoch wurde, wenn auch in schleppendem Tempo, das ganze XVI. Jahrhundert
hindurch gebaut. Die Übung der Renaissanceknnst hörte also nicht auf. Größere Bauwerke
freilich entstanden auch in den von den Türken nicht besetzten Gegenden keine, denn mit
dem Falle der Jagellouen trat im politischen Leben der Nation eine Wendnng ein, die
vorläufig für Ungarn das Ende aller landesherrlichen Bauten bedeutete. Zur Zeit des
romanischen und gothischen Stils trngen die Ärpadischen Könige und dann die aus dem
Hause Anjon ihr ansehnliches Theil zum Aufschwünge der Bauthätigkeit bei, der hie und
da an die großen westlichen Nationen erinnerte; in der Banknnst der Renaissance wieder
kam König Matthias im XV. Jahrhundert seinen westlichen Nachbarn zuvor. Vom
XVI. Jahrhundert ab hörte diese Führerschaft anf, an die Stelle der Könige traten nun
die mächtigen Magnaten. Diese und einige Städte sind die bedeutensten Banherren des
XVI. und der beiden folgenden Jahrhunderte.
Was König Matthias jenseits der Donau gebaut, ist spurlos verschwunden; dem
Oberlande war das Schicksal etwas günstiger. In der Citadelle zu Neusohl hält sich zu
Füßen der Kirche ein schmales, zweistöckiges Haus noch mit Mühe ausrecht; seine wenigen
Fenster haben aus Stein gehauene, überaus einfache Rahmen, welche bezeugen, daß die
neue Kunst hier heimisch geworden, und das Wappen mit dem Rabeu gibt Kunde, daß
König Matthias I. der Banherr war.
Der Wiederausbau uud Umban der Burgen gab der Renaissance die meiste Veran-
lassung, sich zu bethätigen. Wahrscheinlich hat anch DiöS-Györ seine jetzige, allerdings in
Trümmern liegende Gestalt zur Zeit Matthias' vou irgend einem italienischen Bankünstler
erhalten. Die Burg Nögräd wurde 1475 im Auftrage Nikolaus Bathoris, Bischofs von
Waitzen, durch Jakob Statilii?, genannt Jakob von Trau, einen in Dalmatien geborenen
Baukünstler und Bildhauer, der auch für Matthias arbeitete, wiederhergestellt und zum
Theil neu aufgebaut. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß die Renaissanceknnst, die sich
Jakob um das Jahr 1460 in Florenz angeeignet hatte, auch an der erneuerten Burg in
ihre Rechte trat. Erzbischof Thomas Bakocs, der auch dazu beigetragen, die Renaissance
hier heimisch zu machen, ließ im Jahre 1520 die Burg Csabrag erweitern. Alle drei Bnrgen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch