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Renaissancecharakter, doch zeigen diese Details das eigenthümlichste Gemisch von Elementen
gothischer und Renaissanceknnst. So sind z. B. die beiderseits am Erker aussteigenden
Pfeiler vermöge ihrer Gliederung gothisch, die Brüstuug aber, deren Docken, die Fenster
nnd ihre Gesimse Renaissance. Das Nämliche sieht man im Innern an den drei Thüren,
die durch reichere Verzierung auffallen. Alle drei haben horizontale, in der Renaissance-
weise gegliederte Gesimse, dagegen sind die Laibungen ihrer Nahmen durch Rundstab und
Kehle gegliedert, ihr Ornament aber ist theils ans ununterbrochenem Bandgeflecht, Blatt-
gewinde, Perlenreihen n. dgl., theils ans wechselnd aneinandergesügten Elementen
combinirt. Die Fenster haben durch spätere Umgestaltung ihre ursprüngliche Form verloren,
daß sie aber der Renaissance angehörten, geht aus einem Posten der Baurechnuugeu
hervor, wonach Meister Alexius im Jahre 1597 für Feuster im italienischen Geschmack
i ju'l' kenestris iwliculibus) zwölf Gulden bekam.
Hier vermochte die Renaissance selbst nach sechzig Jahren nicht zur vollen Geltung zu
gelangen, wie das Denkmal in der Nähe der Landstraße nach Zborö bezeugt, das an der
Stelle, wo Kaspar Seredi plötzlich gestorben, noch in demselben Jahre, 1566, von einem
Bartfelder Steinmetz errichtet wurde. Dieses kleine, einfache, dreieckige Denkmal ist ein eben-
solches Gemisch von gothischen nnd Renaissance-Elementen, wie das Bartselder Rathhaus.
Auch der Rathssaal im Preßburger Stadthause zeigt ein charakteristisches
Beispiel, wie die nene Knnst im Laufe des XVl, Jahrhunderts heimisch wurde. Ursprünglich
hatte der Rathssaal, im Einklang mit dem Bancharakter des Stadthauses, eine gothische
Wölbung. Im XVI. Jahrhundert schlugen sich jedoch die Stadträthe ans die Seite der
neuen Kunst und verdeckten um das Jahr 1577 das gothische Gewölbe ihres Rathssaales
durch eine flache Holzdecke im Renaissancestil, die ans vier Holzgattungen gearbeitet und
durch eiserne Klammern an der Basis des alten Gewölbes befestigt ist. Die einfache
Regelmäßigkeit der geometrisch geformten Eafsetten dieser Decke ergibt eine schwere
Gliederung, die jedoch durch die Farbenunterschiede der vier Holzgattungen belebt wird.
In dem nämlichen Jahrhundert wurde der stockhohe Säulengang längs des nördlichen
Flügels des Stadthauses erbaut; seine einfache, leichte Constrnetion verleiht dem Hofe ein
heiteres Gepräge. In dieser und jener Stadt finden sich dem XVI. Jahrhundert entstammte
Häuser, deren Thore Renaissanceformen zeigen. In Tycnau ist das Thor des alten
Seminars von Rnsticapseilern flankirt, die der Spätrenaissance entsprechenden
abgeschnittenen Schenkel des Giebels sind jeder mit einem Löwen, der zwischen diesen
aufsteigende halbkreisförmige Giebel aber ist mit dem Wappen des Bauherrn, Erzbischofs
Nikolaus Olah (1493 —1568) geschmückt. Erwähueuswerth sind noch in Tyrnan das
gleichfalls mit Nusticapfeilern eingefaßte Thor des jetzigen Gymnasiums, in Bartfeld
zwei Hausthore am Hauptplatze mit den Jahreszahlen 1518 und 1566.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch