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Frau deutet; in den Wolken ist Gottvater mit Engeln zu sehen. Hieher gehören ferner
zwei in der Mauer der Kirche zu Waag-Bistritz befindliche Reliefs aus rothem Marmor, die
lebensgroßen, knienden Gestalten des 1623 verstorbenen Sigismnnd Balassa und seiner
Gemalin, der königlich polnischen Prinzessin Zborovska in individueller Charakteristik. Die
weibliche Gestalt zieht durch die außerordentlich feine Ausarbeitung ihres spitzenbedeckten
Kleides, der mützensörmigen Kopfzierde und der Schmucksachen die Aufmerksamkeit auf
sich. Möglicherweise sind diese beiden Reliefs für ein durch einen architektonischen Rahmen
zusammengefaßtes Grabmal gearbeitet, dem auch ein in der Vorhalle der Kirche
eingemauertes Relief angehören könnte. Auf diesem sieht man zu Füßen des Crucifixes
rechts Balassa mit vier Söhnen, links seine Gemalin mit drei Töchtern kniend beten,
während im Hintergrunde angesichts der Stadt Jerusalem Christus gekreuzigt und um
seine Kleider gewürfelt wird; zwei Karyatiden flankiren diese Scene pilasterartig. Die
Arbeit ist ziemlich schwach, das Material weißer Marmor. Neben diesen Werken tauchen
gleichsam als Vorboten der Mode des kommenden Jahrhunderts einige säulengeschmückte
Grabmäler im Geschmack der italienischen Renaissance auf. So das Denkmal des Erlauer
Bischofs Johann Cherödi (1597) in der Collegiatskirche zu Tyruau, mit der im Gebet
knienden Reliefgestalt des Verstorbenen von weißem Marmor, zwischen correct gebildeten
Säulen mit Schäften von rothem und Capitäleu von weißem Marmor. In der Kirche zu
Leutfchau folgt das Grabmal des Georg Triebe! (1593) italienischer, das des Georg
Engelhart (1598) deutscher Renaissance.
Die charakteristischeste und werthvollste Schöpfung der deutschen Renaissancekunst
ist der Zierbrunnen auf dem Rathhausplatz zu Preßburg, laut den daran befindlichen
Inschriften zwischen 1563 und 1572 errichtet. Das direct aus dem Boden aufsteigende
Becken ist an jeder seiner acht leicht geschweiften Flächen mit einer schön gemeißelten Maske
verziert; dem aus der Mitte des Beckens aufsteigenden, reicher gegliederten Schafte sind
vier runde, mit Masken geschmückte wasserspeiende Schalen angefügt; der zwischen diesen
aufragende Schaft hat gleichfalls vier wasserspeiende Masken, über denen der Raum mit
vier nackten Karyatiden ausgefüllt ist; die Häupter derselben tragen einen würfelförmigen
Sockel, und auf diesem steht, als Krönung des Brunnens, eine geharnischte Figur mit
Schild und langem, geradem Schwert, nach der Überlieferung die Gestalt des Kaisers
und ungarischen Königs Maximilian.
Die Bestrebungen der nationalen Bewegungen nnd der Gegenreformation im
XVII. Jahrhundert spielten sich größtentheils in dem von den Türken verschonten Theile
des Oberlandes ab. In ihrem Verlaufe waren mehrere Familien zu großer politischer
Macht gelangt; nacheinander tauchten die Namen auf, deren Träger in dieser Epoche des
nationalen Lebens entscheidende Rollen spielten. Unter diesen nnd der im Vergleich mit dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch