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Die Mönchs- und Pfarrkirchen in den größeren Städten folgten mehr oder minder
genau ein und demselben Muster. An ihrer Fa^ade erheben sich zwei mit Zwiebelknppeln
gedeckte Thürme; das Innere ist durch Pilaster gegliedert, der Hochaltar ein »nt Statuen
und vergoldeten Roeocoschnörkeln geschmücktes, auf hohen Sockel gestelltes Sünlengebilde,
das mit einem caprieiös geführten Gesimse abschließt. So in Erlan die (1734) von den
Jesuiten erbaute, jetzt den Cistereiensern gehörige Kirche und die Minoritenkirche (1771),
in Neutra die der Piaristen, in Schloßberg (Sasvär) die Pfarrkirche.
Das öffentliche Leben dieses Jahrhunderts fand nur selten Ausdruck durch die
Errichtung bedeutenderer öffentlicher Gebäude. Die wenigen Comitatshäuser, die dieser
Zeit angehören, z. B. die zu Eperies, Erlau, Treutschin, Balassa-Gyarmat, dann das
nach dem Entwürfe Johann Langers im Jahre 1779 erbaute Kaschauer Rathhaus,
gehen über das Maß der ansehnlichen Privatgebäude solcher Städte kaum hinaus.
Sie sind sämmtlich einstöckig; einiges kümmerliche Ornament am Thore läßt erkennen,
daß das Gebäude von den übrigen unterschieden werden sollte. Indessen besitzt das
Erlauer Comita t shaus in dem Oberlichtgitter des Thores und in der Gitterthüre der
Treppe Details von besonderem Interesse. Diese Schmiedeeisenarbeiten beweisen, daß das
Handwerk an einzelnen Orten des Oberlandes eine höhere Stufe der Ausbildung
erreicht hatte.
Die Reihe der hochadeligen ländlichen Schlösser ist fast unabsehbar. Am zahlreichsten
kommen sie im westlichen Theile des Oberlandes, den Comitaten Preßburg, Neutra und
Trentschin vor. Ihnen schließen sich einige städtische Palais an, so namentlich in Preßburg
das Primatialpalais, durch den Graner Erzbischos Grafen Josef Batthyäny 1781 nach
dem Plane Melchior Hefele's, Architekten des Domes zu Steinamanger erbaut, ferner die
Palais der Propstei, des Grafen Esterhäzy und des Fürsten Grassalkovich (jetzt Erzherzog
Friedrich). Das letztere gehört durch manche Details der Barockknnst an.
Die ländlichen Schlösser blieben jedoch nicht, gleich den Kirchen, dem Barock tren,
sondern folgten bald ohne Ausnahme dem westlichen Baustil des XVIII. Jahrhunderts,
der die seitherige Herrschaft der constructiven Formen stürzte und sein Hauptaugenmerk
dem Inneren des Gebäudes zuwandte, wo Bequemlichkeit, augenerfreuende Eleganz
und Anmuth angestrebt, allerdings auch durch die Schnörkelwelt des Rocoeo erreicht
wurden. Die natürliche Folge dieses Strebens war, daß am Äußeren des Gebäudes
die constructiven Formen immer mehr verkümmerten. Am häufigsten kommen Anlagen
im geschlossenen Viereck vor, das an zwei Ecken thurmartige, seltener hufeisenförmige
Borsprünge hat. Alle sind streng symmetrisch nnd haben der Bequemlichkeit entsprechende
geräumige Thorhallen, Treppenhäuser, Oberstock-Eorridore, auf die sich die Thüren von
ganzen Fluchten geräumiger Wohnzimmer öffnen. Das durch Kaiser Franz an der Stelle
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch