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ist dagegen, namentlich in der Schütt, die Geflügelzucht. Das Preßbnrger Eomitat
versorgt nicht nur die Stadt Preßburg, sondern auch Wien und halb Niederösterreich
mit Gänsen, Enten, Kapaunen, Hühnern, Truthühnern und Eiern. In Preßburg und
Tyrnau nebst Umgebungen gibt es zahlreiche einträgliche Molkereien; da aber die Milch
roh besser zu verwerthen ist, geben sie sich wenig mit Käsebereitung ab. Die Bienenzucht
wird im ganzen Comitat mit Liebhaberei betrieben.
Auch dem Forstwesen und Bergbau wendet sich die Bevölkerung zu. Hinsichtlich der
Aufforstungen ist ein großer Fortschritt zu verzeichnen. Im Comitat und im Gebiet der
Stadt Preßburg wurden 1894 2.584 Katastraljoch aufgeforstet, was die Nutzbarmachung
eines ebenso großen öden Gebietes bedeutet. Das gefällte Holz, etwa 256.000 Kubik-
meter, gelangt theils als Brenn- theils als Nutzholz in den Handel; ihrer Ertragsfähigkeit
nach ist also die Forstwirthschaft hier ein bedeutender Zweig der Volkswirthschaft und für die
Stadt Preßburg selbst eine reichliche Einnahmsquelle. Der Bergbau beschränkt sich auf
den Betrieb von Steinbrüchen, wozu «och die Gewinnung von Eisenkies und Braunkohle
kommt. Es wird Granit, Kalkstein und Schiefer gebrochen. Die Lanfranconi'fchen Granit-
brüche bei Preßburg und Theben liefern das für die Uferregnlirnngen der Donau erforder-
liche Steinmaterial und haben voriges Jahr etwa 300.000 Kubikmeter gefördert. In den
übrigen städtischen und Privatbrüchen wird der Stein und Kies für die öffentlichen Straßen
gewonnen. Die Kalkbrennerei zu Deveny-Ujfaln liefert ihr Prodnct in großer Menge nach
Wien, Österreich und Mähren. Der Schieferbruch zu Marienthal sendet seine Schiefer-
platten zumeist nach Serbien, doch haben sie auch im Julaude Absatz. Der Eisenkies wird
in der Umgebung von Zeil (Ezajla), Pernek und Bösiug auf einem Gebiet von insgesammt
1,604.185 Quadratmetern gewonnen. Die Produkte der Eisenkiesgrube von Pernek werden
in der mit der Grube verbundenen Schwefelsäurefabrik vou Zeil verarbeitet, die der Zeiler
Grube jedoch gehen, da das dortige Grubenunternehmen keine eigene Schwefelsäurefabrik
hat, in die zur Preßburger Dynamitfabrik gehörige Schwefelsäurefabrik. Braunstein wird
in der Gegend von Apfelsbach (Almäs) gefördert, jedoch mit keinem besonderen Erfolg.
Die Großindustrie ist in der Stadt Preßburg am meisten entwickelt; dann kommt
das Gebiet von Tyrnau. An der Westseite der Kleinen Karpathen ist die Industrie schon
weit geringer, in der Schütt fehlt sie fast gänzlich. Unter den einzelnen Industriezweigen
gedeihen die Schuhwaaren- und Hutindustrie am besten; die Preßburger Fabriken bringen
ihre Hüte bis nach Serbien, der Schweiz, Dentschland, Belgien, ja Dänemark, Schweden
und Norwegen. Auch die Holzindustrie beschäftigt viele Leute. Der Wagenbau ist namentlich
in Preßburg zu gutem Ruf gelaugt, desgleichen die Rohrflechterei, die in Preßburg die für
Gebäudeplafonds erforderlichen Rohrgeflechte fabriksmäßig erzeugt und bis nach Serbien
und Bulgarien versendet. Erwähnenswerth ist ferner die Eisen- und Metallindustrie.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch