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Diese neuen Schntzwehren erschienen ohnedies nothwendig genug, denn als der
Tatarensturm vorübergebraust war, sah sich Preßburg gar bald von einem Böhmenstnrm
bedroht. Zwischen den Königen Btta und Ottokar nahm die Feindseligkeit immer mehr zu;
zwar wurde sie durch den Anfangs Mai 1254 zu Preßburg abgeschlossenen Frieden
beigelegt, allein schon 1260 brach der Krieg wieder aus. In der Nähe Preßburgs, auf
dem Marchselde, zwischen dem heutigen Kroißenbrnnn und Marchegg, tobte die große
Schlacht. Die geschlagenen Ungarn zogen sich in der Richtung auf Preßburg zurück und
verzichteten auf den Besitz Steiermarks. Die inneren Zwistigkeiten und wiederholter Streit
mit Ottokar spielten anch später eine große Rolle in der Geschichte Preßbnrgs. Hier kam
allerdings 1262 auch der Friede zustande, der den inneren Hader wenigstens zeitweilig
beilegte. König Bela IV. und sein Sohn, der jüngere König Stephan, schlössen hier
Frieden. Allein kaum war Bela IV. im Jahre 1270 gestorben, als es zwischen Stephan V.
nnd Ottokar wieder losging. Am 13. April 1271 überschritt der mächtige Böhmerkönig
mit großem Heere die ungarische Grenze; Preßburg wurde trotz der Tapferkeit Einzelner
dnrch Verrath leicht und auf den ersten Anlauf genommen, worauf er in die Bnrg eine
Besatzung von 1500 Wiener Kriegsmannen legte. Hart waren die Verluste und Leiden,
die der Stadt und ihren Bewohnern damals zugefügt wurden. Bei diesem Anlaß wurden
auch die Archive des Kapitels und der Stadt vernichtet. Ans einer Schiffbrücke setzte dann
Ottokar bei Preßburg über die Donau und trug den Krieg in das jenseitige Gebiet, bis
er durch den Preßbnrger Frieden vom 3. Juli 1271 sein Ende fand. Allein schon 1273
brach er wieder aus, abermals besetzte Ottokar Preßburg und gab es erst 1277, nebst
mehreren anderen ungarischen Städten und Burgen, wieder heraus, weil das Büuduiß
des Königs Ladislans mit dem deutschen König Rudolf von Habsburg ihn dazu zwaug.
Im folgenden Jahre (26. August 1278) fiel Ottokar bei Stillfried in der Schlacht gegen
Rudolf und Ladislans, und König Ladislans IV. erbaute zum Gedächtniß des Tages
und zur Einlösung seines Gelübdes die schöne gothische Franziskanerkirche nebst
anstoßendem Kloster. Die Kirche wurde 1297 geweiht. In dem nämlichen Jahre wurden
in Preßburg auch die Clarissiunen seßhaft gemacht, die sich im Gebäude der Cistercieuser-
nonueu niederließen, an der Stelle, wo jetzt das katholische Obergymnasinm steht. Die
mit König Ladislans IV. im Streit befindlichen Grafen von Güffing und Wojwod
Apor erstürmten Preßbnrg im Jahre 1286, doch wurde es von den Königlichen bald
zurückerobert. Die Stadt und die ganze Gegend hatten dabei viel Schaden erlitten und
Herzog Albrecht von Osterreich besetzte sie 1287, scheinbar für König Ladislans IV., in
Wahrheit aber für sich selbst, und behielt sie bis 1291, in welchem Jahre er sie an
Andreas III. zurückerstatten mnßte. Dieser nahm Preßburg in seinen besonderen Schutz
und verlieh ihm 1291 ein Privilegium, wodurch es sich bedeutend hob.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch