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an der Außenseite des Sanctnarinms, nnd von dem liturgischen Prnnkgeräth die berühmte
große Monstranz. Das im Schiffe stehende Taufbecken ist ein Bronzegnß aus dem
XIV. Jahrhundert. Au die Nordseite der Kirche schließt sich die durch Erzbischos Emerich
Esterhäzy 1734 im Barockstil mit großen Kosten erbaute, marmor- und goldprangende,
mit herrlichen Knnstwerken ausgestattete, durch eine Kuppel erleuchtete Kapelle des Sanct
Johannes Elemosinarins, die im Lande kann? ihresgleichen hat. Aus ihrem Altare ruht im
silbernen Sarge der Leichnam des Patriarchen Sanct Johannes, des Almosenspenders, ein
Geschenk des Sultans an König Mathias I. aus der Zeit, als Constantinopel in die Hände
der Türken gefallen war. Die prächtige Marmorkapelle ist auch mit der knienden Statue
des erzbischöflichen Stifters und zwei ebeuso kunstreichen als werthvollen Bronzekandelabern
geschmückt. Die andere Kapelle der Kirche ist die Sanct Annenkapelle, mit einer Thüre, deren
plastischen Schmuck ein wahrscheinlich dem XIV. Jahrhundert angehöriges Dreifaltigkeits-
relief bildet. In eine Wand dieser Kapelle ist die steinerne Statue des Preßburger Propstes
Georg Schönberg, einstigen Vicekanzlers der ^cackemia l5lrc>pnlitana, ein Werk von
Kunstwerth, eingefügt. Aus dieser Kapelle gelangt man in die unter der Kirche befindlichen
Grnftgewölbe, in denen mehrere Erzbischöse-Primaten, so der große Peter Päzmany, Lösi,
Lippay, Szelepcsenyi, Szechenyi, Kollonich nnd August Friedrich, nebst verschiedenen
weltlichen Großen des Reiches, den ewigen Schlaf schlafen.
Diese Kirche ist übrigens nicht nnr Propstei- und Kapitelskirche, souderu zugleich
Pfarrkirche der innern Stadt. Das Kapitel zählt, sammt dem Propste, 13 Mitglieder. Das
zweistöckige Palais des Propstes, 1632 durch Georg Draskovics erbaut und 1776 erneuert,
prangt neben der Kirche; die Häuser der Domherren, in der Kapitelgasse, sind schon weit
bescheidener. In der Reihe dieser Häuser steht das älteste Wohnhans von Preßburg, der
sogenannte kleine Propsteihof, der durch seine geneigten Manern und romanischen Rund-
bogensriese sofort verräth, daß seine Erbauung noch in das XIII. Jahrhundert fallen dürfte.
Eine andere Pfarrkirche ist die von zwei stumpfen Thürmen überragte Dreifaltigkeits-
kirche. Man ueunt sie auch Kreuzfahrer- und Trinitarierkirche, da sie im Jahre 1717 von den
sklavenbefreienden Trinitariern an der Stelle erbaut wurde, wo einst die Sanct Michaels-
kirche stand; das Kloster der Trinitarier aber stand dicht neben der Kirche, an der Stelle
des jetzigen umfangreichen Comitatshanses.
Die dritte Pfarrkirche ist die erst kürzlich erbaute schöne Neustädter oder Blumenthaler
Kirche. Zu erwähnen sind ferner das einstige Clarissinnenkloster, jetzt katholisches Ober-
gymnasium, die gothische Kirche des Franziskanerklosters und die Barockkirche der
Elisabethinerinnen; die kleine Theresienstädterkirche, so wie die Kirchen der Barmherzigen,
Ursnlinerinnen, Kapuziner, Jesuiten und des bürgerlichen Pslegehanses in der Spitals-
gasse sind geringere kirchliche Bauteu. Auch Kapellen gibt es; so die Sanct Nikolauskapcllc
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch