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Tirnavafluße die Stadt Tyrnau (Nagy-Szombat, ursprünglich Szombathely), mit
11.500 deutschen, slovakischen und magyarischen Einwohnern, deren Industrie und
Handel von Bedeutung ist. Tyrnau besitzt eine Spareasse und eiu Creditinstitut. Eine
Zuckerfabrik erzeugt jährlich au 100.000 Metereeutuer Zucker. Die reiche Stadt hat eine
große Vergangenheit uud alte Privilegien. Einst war sie Sitz des Primas und einer
Universität. Auffallend sind ihre zahlreichen Monumentalbauten, die an die großen alten
Zeiten erinnern, darunter die prächtige gothische Kathedrale aus dem Jahre 1389,
mit Grabdenkmälern mehrerer bedeuteuder Männer, meist Kirchenfürsten des XVII.
und XVIII. Jahrhunderts. Nebenan steht das erzbischöfliche Palais, jetzt Residenz des
erzbischöflichen Viears. In dem Riesenbau des Seminars sind das erzbischöfliche Convict
und das Obergymnasium untergebracht. Dem großen Jnvalidenhause schließt sich eine
schöne Kirche an. Unter den geistlichen Instituten seien noch die Klöster der Franciscaner,
Jesuiten und Ursuliueriunen erwähnt. Letztere leiten eine Lehrerinnen-Bildungsanstalt.
Ans dem schönen Markte steht das Stadthaus, mit bedeutendem Archiv, das überreich
ist an Daten zur Geschichte der Stadt und ihrer Umgegend. In den Mauern Tyrnaus ist
Ludwig der Große gestorben.
Tyrnau ist Knotenpunkt von zwei Eisenbahnlinien und vier Landstraßen. Hier
vereinigen sich nämlich die Straßenzüge, welche das Preßbnrger Comitat mit dem Nentraer,
Barser, Trentschiner Comitat, mit Mähren und Schlesien verbinden; der Reise- und
Waarenverkehr der Stadt ist also sehr bedeutend. Südöstlich liegt die Großgemeinde
Ziffer (Cziffer) mit 1628 slovakischen und deutschen Einwohnern. Es erscheint schon 1322
als Erbgut der Familie Elesäuti; jetzt gehört es dem Zifferer Zweige der Grafen Zichy.
Es befinden sich daselbst zwei herrschaftliche Schlösser. Nenestens ist die in Ziffer und
Umgebung als Hausindustrie betriebene Kunststickerei zu Bedeutung gelangt. Weiterhin
liegen Pnßtapä ty , Neudorf (Töt-Ujfalu), Körtvelyes, Pä ld , Abraham nnd
Vedröd (Woderad). Vedröd ist ein sehr alter Ort; es kommt schon in einer Urkunde
König Kolomans vom Jahre 1112 als Gut der Preßburger Burgkuechte vor. Jetzt gehört
es dem Vedröder Zweige der Grasen Zichy, die dort ein Herrenschloß mit schöner Gärtnerei
besitzen. Den Ruhm, noch der Ärpädenzeit anzugehören, theilen auch Abraham, jetzt
Besitz der Eßterhäzy, deren Wildpark berühmt ist, dann Pä ld als „Pauls Land", Kört-
vilyes und Pußtapäty . Weiter östlich folgen im Tirnavathale: Gereneser, Szi l incs,
Apaj, Maj teny, Geßt, sämmtlich Orte, die schon im XIII. Jahrhundert vorkommen.
Szilincs ist seit 1278 Besitzthum des Preßburger Capitels. Noch weiter östlich liegen längs
der Szered-Tyrnauer Landstraße und Eisenbahn: Moderdorf (Moderfalva), identisch
mit dem 1248 erwähnten Magyaräd, Kereßtur, Farkashida und Szered. Szered ist
Großgemeinde mit 5227 magyarischen, deutschen und slovakischen Einwohnern; es wird
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch