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durch die Eisenbahn, mehrere Landstraßen und die Waag belebt, deren Flößenverkehr hier
große Holzlager ins Leben gerufen hat. Die hübsche Ortschaft hat eine entwickelte Industrie,
Flachs- und Hanfweberei, Korb- und Wagenkorbflechterei, ferner Handel mit Häuten,
Vieh, Schafwolle, Getreide, Wein und Obst. Mehrere Geldinstitute, Creditvereine und ein
Haupt-Tabakverlag gehören dazu. Seine Märkte sind viel besucht. Nördlich von Szered liegen
Also- und Felsö-Csöpöny, Va l t a -Sür , Groß-Sür , Va r r a -Sü r , sowie Zavar ,
Also- und Felsö-Löcz und Breßtoväny. Zavar wird 1325, Breßtoväny 1390 zuerst
erwähnt, aber auch von einem Löcz findet sich schon zur Zeit der Ärpädischen Könige eine
unzweifelhafte Spur; 1529 waren schon beide vorhanden. Ihr Name stammt wahrscheinlich
von den Bogenschützen (lövös?) her, die das alte Löcz besiedelten. Die Ortsnamen Sür sind
vermuthlich dem Petschenegischen Geschlechte der Sür entlehnt, das sich an diesen Orten,
sowie in den Ortschaften Hegy-, Pentek- und Nemes-Sür des Preßbnrger und Tyrnaner
Bezirkes niedergelassen hatte. Der Name Varra-Sür (eigentlich Vara Sür-) rührt daher,
daß hier einstens eine Burg (vär) bestanden haben mag, die jedoch spurlos verschwunden ist.
In Valta-Sür betreiben zahlreiche Familien die Weidenrnthenslechterei und Stickerei als
Hausindustrie.
Links von der Preßburg Tyrnaucr Eisenbahn liegt gleichfalls blühendes Land,
und zwischen der Tirnava und dem Alsakbach finden sich die Ortschaften Weißkirchen
(Fejeregyhäz), Harangos , Borova , Hossznsaln, Stesansdorf (Jstvänfaln),
Goeznöd und Pudmeriez. Alle sind alte Ortschaften und einige geschichtlich denkwürdig.
Das schon im XIII, Jahrhundert erwähnte Borova hat seinen slavischen Namen offenbar
den Tannenwäldern der Gegend entlehnt. Im XVI. Jahrhundert ließen sich auf seinem
Gebiete zahlreiche Deutsche nieder und von da an hieß es durch das ganze XVI. und XVII.
Jahrhundert Joachimsthal. Eine noch jüngere kroatische Besiedelnng führte zur Wieder-
aufnahme des alten Namens Borova. Erwähnenswerth ist, daß König Rudolf 1593
gestattete, den Neunten und Zehnten der Gemeinde, sowie ihr Bergrecht zur Erhaltung des
Spitals und der Schule von Schattmannsdors zn verwenden, weshalb der Ort vom Volke
auch „Spitalsgemeinde" genannt wird. Hosszufaln war schon vor 1296 Befitzthnm des
Grafen Thomas Tiborezfi. In älterer Zeit bestand hier starke Fischzucht; jetzt wird besonders
Wein und Obstbau betrieben. Stesansdorf ist gleichfalls ein alter Ort, wurde jedoch im
XVI. Jahrhundert durch Baron Nikolaus Palffy neu begründet. Seine spätgothische Kirche
weist Spuren alter Wandgemälde auf. Goeznöd hieß vor Alters Kapnsd und war das
Dorf der zur Beste Preßburg gehörigen leibeigenen Schweinehirten. In Pudmeriez blühte
einst das Müller- und Töpfergewerbe. Jetzt ist es eine Großgemeinde mit I.4K7 slovakischen
Einwohnern. Seine Sehenswürdigkeit ist das schöne, in einem schattigen Park neuerbaute
Schloß des Grafen Johann Palffy.jimim-. Am nördlichen Lanfe der Tirnava liegt längs
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch