Seite - 231 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 231 -
Text der Seite - 231 -
231
Besitz Matthäus Csäks von Trentschin. Auch dieser bestätigte 1307 die Freiheiten der
Bewohner. Weil er die Interessen der Unterthanen auch anderwärts vertheidigte, nannte
das Volk dieses ganze Gebiet, dessen Herr er einst gewesen, „Mat thäusfe ld" (^lüt^us
külchv). Zum Matthäusfeld gehörten im XV. Jahrhundert 12 Comitate (darunter Komorn).
Das Gesetz von 1445 bestimmte das Matthäusfeld zu einem der vier Districte des Landes.
Bei dem Volke lebt die Erinnernng an diese Eintheilnng noch jetzt, doch ist die Benennung
nur »och bei den Einwohnern von vier Comitaten gebräuchlich. Im Komorner Comitate
nennt sich der Bezirk von Udvard Matthäusfeld.
Auch die Könige aus den Häusern Anjou und Habsburg bestätigten und erweiterten
die Privilegien Komorns.
Die Türkenherrschaft nnd die Zeit der nationalen Erhebungen brachten schwere
Zeiten über Komorn. Der Commandant und die Besatzung der Burg trauten der Treue
der Bevölkerung nicht, andererseits aber betrachteten auch die aufständischen Schaaren
die ihrer Meinung nach „labanezische" (deutschgesinnte) Stadt mit feindseligen Blicken.
So hatte sie mehr als einmal von beiden Parteien zu leiden. Ihre Richter nnd Notare
verbrachten in den finsteren Verließen der Burg schlimme Tage.
Von den Bnrgcommandanten hatten die protestantischen Bewohner der Stadt am
meisten zn leiden. Schon 1672 besetzte der Commandant Hoffkirchen ans höhere Weisung
die Kirche und Schule der Calviuisten und Lutheraner mit Militär, verjagte ihre
Geistlichen und verbot ihnen die Rückkehr bei Todesstrafe. Von da an war hier die
Verfolgung der Protestanten an derTagesordnnng; die religiösen Übungen wurden verboten,
ihr elendes hölzernes Bethans niedergerissen, ja es war ihnen nicht einmal gestattet, in die
Zünfte einzutreten. So entstand zwischen den Bekenntnissen ein unversöhnlicher Haß, der
auch bis zur Verkündigung des Toleranzediets nicht aufhörte.
In der Türkenzeit war Komorn ein Hanptort der Tschaikisten (^asackisten). Dieses
lebenslustige Schiffervölkchen war größtentheils ungarisch. Auch in der Burgbesatzung
dienten zahlreiche Ungarn. Da die Zahl des Kriegsvolkes sehr groß war, gab es in der
Stadt des Schlemmens kein Ende. Tollins, der in Komorn gewesen, schreibt 1687, es
herrsche daselbst ein so lustiges und reges Leben, als sei ewig Hochzeit. Allein dieses lnstige
Leben währte nicht lange, denn bald genug war Komorn von den Schaaren Räköezis
umschwärmt. Von diesen hatte die Stadt zwar nicht viel zu leiden, dafür räumte die dem
Kriege folgende Pest unter den Einwohnern gehörig auf. Zur Feier des AufHörens der
Pest und des Krieges wurde die noch bestehende Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatze
der Stadt errichtet.
Uuter Maria Theresia erlangte Komorn 1745 gegen Überlassung seiner einzigen
Liegenschaft Värfölde und Bezahlung von 50.000 Gnlden das Recht einer königlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch