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Zuckerfabrik von Schloßberg (Sasvär), sowie zahlreiche andere Fabriken, insbesondere
für Stärke und Stärkegummi, bezeugen die lebhafte Industrie dieser Gegend, die auch für
das Ausland arbeitet. Der mehr hügelige Theil ist von der schönen Nadelwaldung Namens
Bür bedeckt, deren Holz durch die Dampfsägemühle bei Schloßberg und die Volksindustrie
zu Artikeln jeder Art verarbeitet wird; auch die hier massenhaft vorkommenden Waldblumen,
Samen, Rinden, Wurzeln und Heilkräuter werden fleißig für den Handel gesammelt.
Dennoch ist der Ackerbau die Lieblingsbeschäftigung des nüchternen und fleißigen Volkes,
das sich sogar zum Wohlstand zu erheben weiß. Es ist ein schöner, gesunder Schlag von
Slovaken, die aus Mähren hiehergezogen sind, und der eechische Einschlag in ihrer
Sprache ist noch jetzt stark zu spüren. Ehemals stand von Skalitz (Szakoleza) bis Kugel-
hof (Kuklö) und Szeknla eine lange Reihe von Szekler Colonien, die die Grenze zu schützen
hatten; doch diese sind im Laufe der Zeiten eingegangen oder mit dem Slovakenthum
verschmolzen. Nur ihr Andenken lebt noch in zahlreichen ungarischen Familiennamen.
Skalitz, Holies und Schloßberg waren damals die Schntzvesten dieser Gegend.
In der Gegend jenseits des Gebirges ist Skalitz (Szakoleza) ein bedeutender Ort.
Es erscheint zuerst Anfangs des XIII. Jahrhunderts noch als unbebautes Land, das der
Gespan Thomas, Ahnherr der Grafen von St . Georgen, als Lehen erhält und das seine
Söhne besiedeln. Unter Ludwig I. blühte es empor und erhielt Privilegien. König Sigis-
muud ließ es mit Mauern umgeben. Ferdinand I. verpfändete es 1527 dem mährischen
Grafen Zierotiu, der der Stadt ihre Rechte eines nach dem anderen nahm und der Urheber
endlosen Processireus wurde. Zu dieser Zeit war Skalitz eine starke Burg der freie»
Religiousübuug; es nahm die verfolgten „böhmischen Brüder" auf, uud im XVlI. Jahr-
hundert gibt es da schon slovakische und deutsche evangelische nnd resormirte Gemeinden
mit besonderen Seelsorgern. Nun beginnt auch seine Tuchweberei. Das dunkelblaue Tuch
von Skalitz war bis nach Serbien hinab beliebt. Im Laufe der Zeit hatte die Stadt
manchen Schlag zu verwinden. 1729 brannte sie, mit Ausnahme der Ritterpaßgasse,
gänzlich ab. Auch Pest und Erdbeben suchten sie wiederholt heim. Von ihren Kunstdenk-
mälern ist zunächst die katholische Pfarrkirche zu erwähnen, die durch Johann Pruiß,
Bischof von Großwardein, 1471 erbaut wurde. Es befinden sich in ihr zwei Grabdenk-
mäler: von den Pälssy und den Grafen von St. Georgen. Das Franciscanerklofter ist
vom Jahre 1467. Seine Bibliothek enthält viele werthvolle Werke. Das königliche
katholische Untergymnasium war einst Jesuiten-, später Panlinerkloster; die ehemalige
protestantische Kirche ist jetzt das Haus der Barmherzigen.
Skalitz, in fruchtbarer Ebene am Fuße von Weinbergen gelegen, die einen guten
Tropfen geben, ist ein hübsches Städtchen, die kleinste Stadt mit geordnetem Magistrat
(vom Charakter einer königlichen Freistadt) im ganze» Lande. Ihre Bevölkerung sind
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch