Seite - 266 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 266 -
Text der Seite - 266 -
266
Südlich von Csejte thut sich vor dem Auge des Beschauers, auf eine Länge von
50 Kilometer, der schöne uud fruchtbare Theil des Waagthals auf. Dieser Thalabschnitt
ist im Norden kaum zehn Kilometer breit, wird nach Süden hin immer weiter und verschmilzt
endlich unterhalb von Nagy-Koßtoläuy mit der Ebene des kleinen ungarischen Alsöld. Er
ist seiner ganzen Länge nach mit einer mächtigen, dem Überflnthungsgebiet der Waag
anschließenden Lößschichte bedeckt, die stellenweise eine Tiefe von mehreren Klaftern erreicht;
sie ist zur Hervorbringnng aller landwirthschaftlichen Pflanzen geeignet und gewährt bei
jeder Witterung einen sicheren uud verhältnißmäßig großen Ertrag. Daher die dichte Reihe
von Gemeinden, die auf diesem Grunde erblüht sind, und der lebhafte Verkehr ans zwei
vorzüglichen Landstraßen und der 48 Kilometer langen Waagthalbahn. Die rasch strömende
Waag folgt dem östlichen Rande dieses Thales in mancherlei Krümmungen und Ver-
ästlungen, welche Inseln, Sandbänke und Untiefen bilden. Das durchschnittlich eineinhalb
Meter tiefe und 95 Meter breite Bett vermag ihre Flnthen nicht immer zn fassen, sie tritt
oft aus, gefährdet Ortschaften und man sieht sie seit Jahrhunderten ihren Lauf immer
wieder ändern. Zur Zeit Matthias' I. zog der Dudväg-Kanal zwischen ihren geschlängelten
Armen hin und zwang einen Theil der Bevölkerung von Szered, in geschützterer Lage den
Ort Ujväros zu gründen. Szered stand einst am linken Ufer der Waag. Jetzt ist das rechte
Waagufer in der Länge von 32 Kilometer regnlirt.
Eine der ersten und bedeutendsten Ortschaften des Thales ist Waag-Neust adtl
(Väg-Ujhely). Unter seinen Besitzern finden wir die Benediktiner von Martinsberg,
Matthäus Csak, den Palatin Kont, den Wojwoden Stibor. Letzterer benannte es
„Ujväros" (— Neustadt), umzog es mit einem Graben und gründete da 1423 eine reiche
Propstei. Der Propst von Waag-Nenstadtl wird noch jetzt von den Mitgliedern der
Familien Pongräcz, Revay, Zay ?c., als Abkömmlingen des Wojwoden Stibor in weiblicher
Linie gewählt. Diese Gründung ist durch einen gleichzeitigen Stein verewigt, der sich noch
über dem Eingange der mit vergoldetem Zierrat fast im Übermaße geschmückten Kirche
befindet. Der Ort hat ein Bezirksgericht, ein Stnhlrichtcramt, eine Unterrealschule uud eine
israelitische Bürgerschule für Mädchen. Die Eisenbahnstation ist wichtig, der Handel mit
Bauholz und Holzgeräth bedeutend; auch eine Fabrik von Spazierstöcken ist vorhanden.
In südlicher Richtung gelangen wir nach dem alterthümlichen Schloß Brnnöez,
einst Besitzthum des Kurutzengenerals Nikolaus Bercsöuyi. Jetzt gehört es der ver-
witweten Baronin Agathe Mednyänßky, die im Jahre 1887 das ganze Gebäude sammt
Einrichtung für Kriegsfälle dem Verein des Rothen Kreuzes zur Verfügung gestellt hat.
Das interessante alte Schloß enthält eine Menge sehenswerthe Alterthümer. Jenseits der
Waag, beinahe Brnnöcz gegenüber, liegt die Ortschaft O-Moravän, mit einem Schloß, das
einst Jefnitenkloster war und dem Cardinal Kollonics öfters als Sommeraufenthalt diente.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch