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eingetauchtes Geflügel sofort kahl brüht; auch bleibt in der Umgebung der Therme kein
Schnee liegen nnd die Waag friert niemals zu. Benützt wird das Wasser in der Form
von Spiegel-, Wannen- und Schlammbädern; es bewährt sich ausgezeichnet bei Gicht,
Rheumatismus, Hautausschlägen, Lähmungen und Knochenbrüchen. In den letzten
Jahren ist das Bad schön ausgebaut worden und weist nun zahlreiche Behelfe des
Comforts und der Zerstreuung auf. Es befitzt 62 Wannen-, fünf Spiegel- und drei
Schlammbäder, in vier Anstalts- und 170 Privathäusern stehen den Heilungsuchenden
mehr als 1.200 Wohnungen zu Gebote; die Zahl der Curgäste beträgt jährlich an
4.000, wovon zwei Drittel Ausländer. Pistyan gehört jetzt den Grafen Franz Erdödy.
Weiter südlich liegt die Ortschaft Szokolöcz, deren Gebiet als das fruchtbarste
im Waagthale gilt. In Veßele besteht noch jetzt das hübsche Parkschloß des Barons
Alois Mednyänßky, der zu Beginn dieses Jahrhunderts die Waaggegend in einem
schön geschriebenen Buche romantisch geschildert hat. Jenseits Veszeles folgt Nagy-
Koßtoläny, das als Wachtthnrm an der Waag noch zur Zeit Matthias' I. Wichtigkeit
hatte. An der Landstraße liegen Lipötvar und Ujväroska. Jenes wurde nach dem
Falle Neuhäusels im Sinne des Eisenbnrger (Vasvärer) Friedens, nach dem Vorbild
von Palma Nnova in Italien, zum Schutze der Waaggegend erbant, doch nahmen die
Türken nie viel Notiz davon. Jetzt ist es staatliche Strafanstalt. Ujväroska Neustadt!)
wurde durch die nach Beendigung des Baues von Lipötvar dort verbliebenen Handwerker
nächst dem oberen Burgthor erbaut. An der Comitatsgrenze treffen wir noch die beiden
Bnesäny, einst in Zay'schem Besitz, mit schönem Schloß und großartigem Park, den der
Blävabach durchströmt. Hier befindet sich das bedeutende Vollblutgestüt, das als Renn-
stall des Barons Springer bekannt ist.
Wenden wir uns dem Landstrich am linken Waagufer zu, so finden wir zwischen
den Flüssen Waag und Neutra die südwärts laufenden Theile der kleinen Tatra, ins-
besondere das Jnoveczgebirge, dessen höchster Gipfel (1.064 Meter) als nördlicher
Grenzstein des Comitats dient. Die der Waag zugewandten Steilberge von Temetveny
wirken mit ihren zerrissenen Felsgruppen höchst malerisch; einer dieser Felsgruppen, dem
Saskö (— Adlerstein) zu Füßen steht, weithin sichtbar, ans niedrigerem Berge die Ruine
der Burg Temetveny. Die Bnrg bestand schon 1270 und gehörte zu dem hier begründete«
System der Szekler Wartburgen; das Nämliche gilt von Szträzsa, Pistyan gegenüber, dem
Sitze der staatlichen Grenzwächter. Temetveny gelangte während des XIV. Jahrhunderts
nebst Moravän und Banka in Privathände; Besitzer waren Palatin Kont, Nikolaus Ujlaki,
die Thnrzö, dann Nikolaus Bercsenyi, der sich von hier nach Polen flüchtete.
Zwischen den östlichen Ästen des Jnovecz eilen zahlreiche Bäche zur Neutra hinab;
unter ihnen die Livina, aus deren gelbem Thon im XIV. Jahrhundert Gold gewaschen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch