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entspringt die Neutra, in Gestalt dreier kleiner Quellen in der Flanke des Hubergs. An
zwei Seiten dieser Bergmasse wurde ehemals Bergbau und Goldwäscherei betrieben.
Westlich, in der Gemarkung von Csavoj, steht der alte Schacht noch jetzt offen, allein das
Volk lebt nur noch vom Hausiren mit Holz- und Kurzwaaren und anderem Kleinzeug. Um
die Gegend in ihrer Handfertigkeit für Holzarbeiten zu fördern, hat der oberungarische
Culturverein in der Ortschaft Chvojnicza eine Schnitzschule errichtet. Östlich, an den Ufern
der Bäche Chvojnicza und Czach erinnern ein ungeheures Steinfeld, eine lange Flucht von
Kieswürfen und die Wasserleitung noch jetzt an die einstmalige Goldwäscherei. Es waren
deutsche Ansiedler aus den Bergstädten, die hier der Goldgewinnung oblagen, und ihre
Nachkommen, „Handerburcz" genannt, wohnen noch jetzt neben einander in sieben
Gemeinden, den sogenannten „Haj", deren etliche schon hoch zwischen den Verästlungen
der Großen Fätra liegen. So Handlova, dessen Bevölkerung in großen, von Berg zu
Thal erbauten, meist ein- bis zweistöckigen Steinhäusern wohnen, sich trefflich auf die
Fabrikation von Schindeln, Gewehrkolben und Sattelhölzern verstehen, aber auch wegen
der Dürftigkeit des heimischen Bodens nach südlicheren Gegenden ziehen, um Feldarbeit
zu suchen. Das Interessanteste in der Ortschaft ist die römisch-katholische Kirche, deren
Thurm mit einem Erker geschmückt ist. In der Gemarkung von Handlova gibt es reiche,
dem Oligocäu ungehörige Steinkohlenlager von guter Qualität, die aber bisher nur flau
ausgenützt werden. Südwestlich von Handlova, auf einem Gipfel des wildromantischen
Ptaesnik-Massivs, steht über dem Thale von Noväk die blitzerschütterte Burg Kesselökö,
das Stammnest der Majthenyi. Im oberen engen Thal der Neutra liegt längs der Land-
straße Gajdel, die Häuser sämmtlich von Obstgärten umgeben. Seine berühmten Pflanmen
gehen gedörrt in die Ferne; eine besondere, zum Dörren vortrefflich geeignete Gattung
heißt sogar „Gajdlanki" (Gajdeler Pflaumen); kürzlich ist ein französisches Darrhaus
erbaut worden. Weiter im Süden, wo das Thal sich entfaltet, steht auf dessen flacher
Sohle Deutsch-Proben (Nemet-Pröna), die erste der dortigen Kolonien, auch deren
Hauptort in geistiger und materieller Hinsicht, die reichste Ortschaft des Bezirks, mit
umfangreichem Marktplatz, Wasserleitung, und schöner alter Kirche. Die Häuser sind fast
alle stockhoch; der Oberstock dient als Schlafraum. Die Einwohner sind seit alten Zeiten
Tuchhändler; 1883 gründeten sie eine Actiengesellschast und verfertigen nun in gemeinsamer
Fabrik Loden-, Filz- und mittelfeine Tuche, sowie diagonal und streifig gewebte Stoffe,
die meist auf Märkten verkauft werden.
Bajmöcz gegenüber finden wir Privigye. Seine Bewohner waren stets eisrige
Gewerbslente und bauten nebst Wein auch Safran, den sie als Safranhändler verkauften.
Seine Tuchweber bildeten 1883 eine Aetiengesellschaft und verfertigen auch Militärdecken
für das Ärar. Auch eine Garnfabrik ist vorhanden. Erwähneuswerth sind ferner ein
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch