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und Kartoffeln nur noch mittelmäßiges Kraut erzeugt, dennoch die reichsten Gemeinden
des Comitats; ihre Männer sprechen anch meistens mehrere Sprachen.
Im Thale von Rovne zieht der Weg nach dem Kisnczathal und südwärts nach
Bittse. Der Javornik senkt hier seine kürzesten Zweige gegen die Waag hinab, so daß in
ihrem Thale Raum für ein kleineres Becken bleibt. In der Mitte desselben liegt Nagy-
Bittse. Es ist zum erstenmal im Jahre 1248 erwähnt, als Böla IV. es nebst Jeszenieza
dem Banns Füle schenkt. Dann ist es eine Zeitlang Besitzthum des Bisthums Neutra.
Als Blasius Podmauiezky sich bei Tyrnan im Kampfe mit den Böhmen auszeichnete,
belohnte ihn König Matthias 1469 durch Überlassung von Bittse nnd Hrieso. 1536
erhielten es wieder die Brüder Podmauiezky von König Johann und behielten es auch
unter Ferdinand I. Nach dem Tode Raphael Podmaniezkys legte zwar der königliche
Fiscus die Hand darauf, doch erhielt Podmaniezkys Witwe Bittse als Witthnm. 1560 ist
bereits Franz Thnrzö Besitzer von Bittse; eine Inschrift am Hanptthore der Burg besagt,
daß er an Stelle der alten, mit Wallgraben umgebenen Flachlandburg eine stattlichere
erbaut hat. Unter seinem Sohne, dem Palatin Georg, war Bittse Versammlungsort der
ungarischen Hochadelsfamilien, und dieser Glanz dauerte ein halbes Jahrhundert. Hier
fanden die glänzenden Hochzeiten der Thurzo'scheu Töchter statt, unter Theilnahme zahl-
reicher Notabilitäten des In- und Auslandes, ja selbst so mancher Fürstlichkeiten. Nach
dem Tode Emerichs, des Sohnes des Georg Thnrzö, im Jahre 1621, fiel Bittse sammt
Hrieso an der Hand seiner Witwe, Christine Nyari, deren zweitem Gatten Nikolaus
Esterhäzy zu. Einer seiner Nachkommen, Fürst Anton Paul Esterhäzy, verkaufte es
schließlich an Leopold Popper. Mit dem einstigen Glänze Bittses schwand auch das
dortige berühmte Gymnasium, und es hat jetzt bloß eine private Bürgerschule. Der einst
berühmte und prächtige Hochzeitssaal der Burg ist zum Bezirksgericht umgestaltet, seine
herrlichen Arabesken sind nun übermörtelt und zerstört; in der Burg sind der Stuhlrichter
und die Gendarmerie untergebracht. Bittse hat jetzt zwei namhafte Zündwarenfabriken,
deren Product größtenteils nach den benachbarten österreichischen Provinzen geht; eine
Lederfabrik versendet Ober- und Sohlenleder für Stiefel und militärische Ausrüstung, auch
nach Serbien und Bulgarien. Überdies ist eine Bierbrauerei zu erwähnen. Die Ein-
wohner sind geschickte Holzarbeiter, die große Mengen von Holzgeschirr, Besenstielen,
Schindeln, Trögen u. s. w. herstellen.
Durch die Nachbarthäler von Styavnik und Papradno führt ein Weg ins Beesva-
thal. Die Bevölkerung der dortigen Dörfer Papradno und Marikova gilt für das
ärmste des Cvmitats; sein Boden ist sehr mager, eine Industrie gibt es nicht. Am Fuße
des Javornik liegt die Ortschaft Orlove, mit einer Dampffäge. Die Bevölkerung benützt
ihren Überfluß an Weidenbäumen für Korbflechterei, ist aber auch im Garteubau erfahren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch