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Der schönste Theil der Stadt Trentschin (Trencsen) dehnt sich mit zwei Straßen
am AbHange des Burgberges aus. Aber noch jetzt sieht man Spnren der Basteimauern,
welche die alte Stadt umgaben, sowie zahlreicher Gräben und Grundmauern, eines
unterirdischen Ganges und des Stadtthors; nur die 200jährige Pfarrkirche steht völlig
wohlerhalten und birgt eine Menge werthvolle Alterthümer. In ihrer durch ein Eisen-
gitter abgeschlossenen, kleinen Kapelle befand sich die Gruft der Jlleshäzy; sie wurde
zur Zeit Josephs II. zerwühlt und die Schmucksachen nach Dubniez gebracht. In der
linksseitigen Nische aus schwarzem Marmor steht die lebensgroße Alabasterstatue Kaspar
Jllishazys, dem Altar gegenüber die Bronzebüste Joseph Jlleshäzys. Sehr alt ist der
aus einem Steinblock gehauene Taufbrunnen (vier Engelköpfe, von einem Löwen gehalten).
Im Kirchenschatz befindet sich eine neun Pfund schwere silberne Monstranz, die von
Ludwig dem Großen 1362 geschenkt ist und von Kunstkennern auf 30.000 Gulden
geschätzt wurde. Unter den vielen Kelchen sind drei gothische bemerkenswerth. Auch die
zweithürmige Piaristenkirche enthält viel Kostbarkeiten, ja die Kirche selbst ist mit ihren
Marmorwänden und dem schönen, auf zehn Säulen von hellrothem Marmor ruhenden
Gewölbe sehr sehenswerth. Das an die Kirche stoßende Obergymnasium hat eine
reiche Bibliothek. In dem Stadttheile am Fuße der Burg befinden sich noch das
hübsche Comitatshaus, das Stadthaus, das älteste Gebäude mit einem Wartthurme, das
Jlleshäzy' sche Haus und das Casino. Am nördlichen Fuße des Burgberges zieht sich ein
hübscher städtischer Park hin, in der Nähe desselben steht eine neue Kaserne und eine
ganze Reihe eleganter neuer Häuser. Durch das südliche Stadtthor und die Kossuth-
gasse entlang geht man zur evangelischen Kirche und der hübschen neuen Schule; im
Süden schließt die Zeile mit den Häuschen und Obstgärten der Vorstadt Humna.
Trentschin ist eine kleine Stadt, aber die schönste längs der Waag; seine Gassen sind,
obgleich reinlich, wegen der durch die Waag geschaffenen Hindernisse nicht recht geregelt.
Es hat blos 5100 Einwohner, darunter aber viel Intelligenz und Adel. Außer dem
Obergymnasium besitzt es eine höhere Töchterschule und einen naturwissenschaftlichen
Verein; es ist Sitz der Comitatsbehörde, des Gerichtshofes und Bezirksgerichts, der
Finanzverwaltung, und auch das Comitats-Krankenhaus befindet sich hier. Trentschin ist
eine Stadt mit geordneten! Magistrate und führt den Titel königliche Freistadt. Es treibt
Landwirthschaft und Gewerbe; der Boden ist gut, der Obstreichthum (namentlich Äpfel
und Pflaumen) groß, mitunter reift selbst die Traube. Die Ofen- und Kochgeschirr-
Industrie hat es schon zum Export gebracht, der Handel ist entwickelt, der Verkehr
ansehnlich.
Eine Stunde von Trentschin liegen Turua und Hämry, in deren Gemarkung Raköczy
1708 die letzte große Schlacht gegen Heister verlor, worauf er sich auf Kaschau zurückziehen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch