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mußte. Das Volk glaubt, Raköczy habe sein Schwert tief im Boden der Turnaer
Gemarkung verborgen, und wer es finde, der werde das Land wirklich frei und
glücklich machen.
Die gegen die Waag abgedachten Flanken des Jnoveez-Berges sind meist steil,
ihre Felsen mitunter malerisch. Gegen die Waag hin öffnen sich kurze Seitenthäler, die
wenig Wasser haben. Quellen sind selten; eine geht aus dem zuckerhntförmigen Lafitberg
auf, aber auch diese versiegt schon im Juni, während die Thalbäche meist schon im Mai
kein Wasser haben oder höchstens vereinzelte kleine Tümpel aufweisen. Die schönste Sehens-
würdigkeit des Waaggeländes ist hier hernm der einsam und senkrecht aus dem Thalgrund
aufsteigende Kalkfelsen von Beezkö. Der Sage nach hat auf seiner Spitze König Matthias,
oder Wojwode Stibor eine Burg erbaut. Dem Felsen gegenüber liegt Beezkö, das unter
dem Namen Blnndns, das heißt Bolondöez, schon bei dem Anonymus Notarius vorkommt.
Urkundlich ist es 1228 zuerst erwähnt. Später gehört es Matthäus Csak; 1379 erhält
es Nikolaus Bänffy vom König Ludwig. Dann fällt es dem Wojwoden Stibor zu, der es
mit Schanzen und dreifacher Steinmauer umgibt und höhere Thürme errichtet. 1437 ist es
Eigenthum Paul Bäuffys, Gemals der Katharina Stibor, bei dessen Familie es bis 1649
verbleibt. Dann theilen sich Verwandte aus weiblicher Linie darein, und einer von ihnen,
Mednyänßky, besitzt es noch jetzt. Zur Herrschaft Beezkö gehörten 14 Gemeinden. Die
Großgemeinde Beczkö selbst, am Fuße der Burg, entstand aus deren Zugehörigkeiten —
Beamtenwohnungen — und dehnte sich später nach Norden und Süden aus. Die katholische
Kirche ist ein gothisches Baudenkmal von 1517; auch das Spital ist alt. Das Kloster der
durch Stibor (1430) angesiedelten Panliner ist Ruine geworden. Der Nentraer Bischof
Jakob Haskö brachte (1691) Franziskaner her. Der Boden von Beezkö gehört zu dem
besten im Comitat; der rothe Thon der Cservena Hora wird für Majolika- und
Pfeifenfabriken gesucht; das Vieh ist schön, die Pflaumen vorzüglich, der Wein freilich
war allezeit sauer.
An Kocsöez, mit Musterwirthschaft und Palmenhaus, und Neudorf an der
Waag (Väg-Ujfaln) vorbei, wird die Südgrenze des Comitats erreicht und unsere
Wanderung durch den ins Trentschiner Comitat fallenden Theil des Waagthals mit seinen
22 malerischen Rninen ist zu Ende.
Der Flächeninhalt des Trentschiner Comitats beträgt 4619 82 Quadratkilometer.
Fast die Hälfte davon ist Waldgebiet (152.209 Katastraljoch); in den nördlichen Theilen
herrscht die Tanne, in den südlichen die Bnche, die stellenweise bis zu den Äckern hinabdringt.
Der breitrückige Manin ist mit Buchenwald, der Jnovecz mit Eichenwald bedeckt; auch die
Zerreiche, Birke und Espe fehlt nicht, und längs der Gewässer gedeiht die Weide reichlich.
Im Norden gibt es mitunter selbst Urwald. Jetzt sind hier die herrschaftlichen Wälder die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch