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güsfeu, wenn die Nebenflüsse Plötzlich große Wassermengen einströmen lassen, die sonst
seichte Waag plötzlich um zwei Meter steigt. Die Landstrecken längs der niedrigeren Ufer
kommen dann unter Wasser. Die Einwohner flüchten sich auf die höheren Punkte, Äcker
nnd Felder werden mit schlammigem Wasser und Kiesschichten bedeckt. Viele Äcker
verwandeln sich dadurch in kiesbedeckte Fluthterraius oder bestenfalls in Hutweiden; ja
es kommt oft vor, daß nach größeren Überflnthuugcn die Strömung des Flusses sich ändert
und bisheriges Ackerland in ein neues Waagbett verwandelt, während das alte zu
Tümpeln, Morast und todten Armen versumpft. Deshalb liegen die Äcker am rechten
Waagufer meistens auf Hügeln und Berghängen verstreut. Im Thale von Lutisa sieht man
selbst an Berghängen von mehr als 50 Grad Steigung Haferfelder, die man auch nicht
mit dem Pflug ackern kann, sondern mit der Haue aufbrechen und mit Menschenhand
eggen muß.
Vom Fruchtboden nehmen die Äcker 152.454, die Wiesen 20.354, die Weiden
89.864, die Gärten 4650, die Weingärten 132, das Röhricht 210 und die gar keiner
Steuer unterliegenden Flächen 271 76 Katastraljoch ein. Man wirthschaftet zumeist
mittelst Frühjahrssaat, die 85 Procent der ganzen Produktion ausmacht, die Herbstsaat
beträgt nur 14 Procent.
Verschiedenheiten des Klimas und Bodens bewirken einen großen Unterschied
zwischen den nördlichen und südlichen Theilen des Comitats. Längs der ganzen Kisucza
und an ihren beiden Ufern ist das Klima trocken und kalt, der Boden mager. Der Frühling
bringt, bei nordöstlichen und nordwestlichen Winden, plötzliche Umschläge der Temperatur;
während des kurzen Sommers bringt nur der Südwind Regen; für den Herbst sind lange
Regenzeiten charakteristisch, auf welche Schnee folgt; der feuchte, nebelige Winter weist
oft Kältegrade von unter 24 Grad Reanmnr auf. In so mancher Thalecke gibt es fast
gar keine Übergänge der Jahreszeiten. In Sznazsnicza dauert der Winter ein halbes
Jahr, das andere Halbjahr ist milder, aber veränderlich. Da können denn die Haupt-
gewächse nur Kartoffeln, Hafer und Hanf (für die Bekleidung) sein; außerdem wächst
noch etwas Gerste und Heidekorn. Die Kartoffel ist die Hauptnahrung. Auch die
Viehzucht trägt etwas bei, doch ist hier auch das Vieh kümmerlich. Südlich von Sillein
ist der Boden besser und das Klima gleicht mehr dem mitteleuropäischen. Erwähnens-
werth sind die Musterwirthschaften zu Teplieska, Kocsöcz und Zablat, sowie das
berühmte Kraut vou Zävodje und Sillein. Aus dem Bvsaczer Thale wird jährlich eine
Menge Heu verfrachtet.
Die Viehzucht darf längs der ganzen Waag als blühend bezeichnet werden. Obst ist viel
und gut, besonders Pflaumen, Äpfel, Birnen und Haselnüsse. Bei Podlnzsän, Motesicz,
Zay-Ugröcz und anderwärts sind die Äcker mit Obstbäumen eingefaßt. In den südlicheren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch