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Trias- und Kreideperiode, was auch ihre malerische Gestaltung bedingt. Die bedeutenderen
Gipfel derFatra sind, von Süden nach Norden, die Krizsna (1575 Meter), Ploszka (1533
Meter), Jarabina (1314 Meter), Klallo (1395 Meter), Magnra (1061 Meter) und Kopa
(1181 Meter). Auch enthält dieser Gebirgsstock mehrere ausgedehnte Höhlen. Diese rauhe
Bergwelt, deren unwirthliche und unbewohnte Binnenthäler zur Winterszeit vom Donner
verheerender Lawinenstürze wiederhallen, entsendet nnr abschüssige Seitenäste gegen das
Tnröczthal hinab, wo ihr Fuß schon mit zahlreichen Ortschaften besetzt ist, obgleich der
magere Boden und die rauhe Witterung, die den größten Theil des Jahres anhält,
den Ertrag sehr beschränken. Im Sommer freilich prangt Alles in herrlichem Grün;
üppiges Wiesenheu, Roggen, Gerste und Hafer, soweit das Auge reicht; dazwischen in
bunter Folge Kartoffel- und Krautfelder und Tafeln von Hülsenfrüchten.
Das Turöczer Becken war, wie aus den geologischen Daten hervorgeht, einst durch
ein Binnenmeer bedeckt, nach dessen Abfließen viele tiefere Stellen noch lange Zeit Seen
bildeten. Der Quadeukönig Tuder, dessen Namen Einige im Namen des Comitats erkennen
wollen, soll anch derartige Striche urbar gemacht haben; es heißt, er habe den Margita-
selsen durchbrochen und dadurch die Flächen von alluvialer Bildung, auf denen die Land-
wirthschaft des Comitats noch heute beruht, vom Wasser befreit. Es ist Alles zusammen
uicht viel, denn das 44'/z Kilometer lange und 23 bis 29 Kilometer breite Thal ist nicht
durchaus Ebene. Die Seitenrippen des Gebirgsrahmens greifen beiderseits tief in die
Thalmulde ein, deren Längsachse sogar von einem niedrigen Erdrücken begleitet ist. Dieser
Hügelrücken besteht im Nordosten von Nolcsö bis Neczpäl aus eocänem Sandstein und
Mergelschiefer, anderwärts birgt er Mergel und Konglomerat von neogener Bildung, hie
und da auch Kohlenlager; bei Moföcz, Bela und Folknsfalva haben sich Niederschläge von
Quellen als Kalktuffe eingelagert. Qnaternäre und alluviale Kies- und Thonschichten finden
sich blos auf den wenig ausgedehnten Flachstellen, in den geräumigern Thälern der Flüsse
Waag und Turöcz, sowie der Bäche Neczpäl und Blatnieza. In diesen nnd in ihrer Nähe
liegen die 97 Ortschaften. Das längste und fruchtbarste ist das Thal des Turöczflufses.
Dieser entspringt im Zsgyargebirge, wo die Eomitate Bars und Turöcz sich berühren, und
betritt, nachdem er mehrere Qnellbäche zusammengerafft, als Gebirgsbach das Turöczer
Gebiet, das er in geschlängeltem, jedoch ziemlich raschem Laufe, denn sein Gesäll beträgt
etwa 25 Meter ans den Kilometer, in einer Länge von 74 Kilometer beinahe mitten durch-
schneidet. Im Sommer ist sein allnviumreiches Bett seicht und führt kaum genug Wasser
für die Flößerei; im Frühling jedoch schwillt er durch große Regengüsse plötzlich an und
tritt sehr häufig aus. Er nimmt rechts 17, links 20 größere Bäche ans. Sein Oberlauf
umzieht mit einem Bogen in der Richtung von Bndis (beliebtes Sauerwasser) die Hoch-
ebene von Stuben (Stubnya), dann gelangt er in ebenes Land.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch