Seite - 344 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 344 -
Text der Seite - 344 -
344
reizende Alpengegend Meskalka oder Szutovka Hola, die eine weite Fernsicht bietet.
Weiter unten, bei Ratkö, erinnert ein großes, schotterbedecktcs Sandfeld an die große
Waagüberschwemmung im Jahre 1813, die den Wasserspiegel um etwa dritthalb Meter
in die Höhe schnellen ließ und eine blühende Ortschaft verwüstete. Hier tritt die Waag,
am Nordostrande des Tnröczer Comitats, aus der Kralovauer Enge herüber und
schwenkt dem Fuße der Kleinen Fätra zu. Während sie diesen umzieht, bildet sie in
ihrem bogenförmigen, windnngsreichen Laufe von 24 Kilometer zwei größere und mehrere
kleinere Inseln; dann tritt sie, am Nordwestrande des Comitats, bei dem Fischer- nnd
Flößerdorfe Lipocz in die Sztrecsnöer Enge, wo die Lipöczer die mächtigen Fichten des
Hoßkorathales zu Flößen zusammenstellen. An der Südseite dieser Bogenkrümmung der
Waag liegt das geräumigste, fast seiner ganzen Länge nach ebene Becken des Tnröczer
Comitats.
In der nordöstlichen Bucht dieses Beckens liegt an der Kaschan-Oderberger Eisen-
bahn Tu ran, die größte Ortschaft au« Fuße der Kleinen Fatra, in einer Lage, deren
Anmuth durch den Gegensatz zu dem im Norden aussteigenden Kleinen Krivän noch gesteigert
wird. Seine ausgedehnte Gemarkung enthält einen großen und schönen Wald. Die Äcker
sind von besserer Qualität. Rinder- und Schafzucht ist vorhanden. Die alte gothische Kirche
mit geradem Chorabschluß ist von einer Steinmauer umgeben.
Südwestlich von Tnrän, gleichfalls an der Kaschan-Oderberger Eisenbahn, liegt am
linken Waagufer die Ortschaft Szucsäuy mit 1800 Einwohnern, davor eine größere
Insel. Einst stand hier zwischen Szucsäuy nnd Prjekopa eine doppelt umwallte Heiden-
burg; Überbleibsel davon sind der jetzt als Friedhof dienende Hügel bei Kofsuthsalva und
eiu infolge von Durchschnitten entstandener Hügel bei Prjekopa. Szncsany gehörte einst,
der Überlieferung nach, den Templern; Trümmer ihres Klosters stehen noch jetzt auf dem
nahen Berge Pod Szkaln. Später wurde Szucsäuy berühmt. Als nämlich die alten Könige
von Ungarn zeitweise auf Burg Szklabina weilten, lieferte ihnen Szncsäny die Lebens-
mittel; daher hieß es die königliche Küche nnd erhielt zahlreiche Vorrechte. Seine alte
gothische Kirche ist mit einer Mauer umgeben; über die Waag führt eine 40 Meter lange
Holzbrücke. Eine Dampfziegelei verfertigt aus dem hiesigen vorzüglichen Thon Zier- und
Chamotteziegel, gekerbte Dachziegel und Drainagerohre. Weiterhin folgt Rnttek (Ruttka),
in der nordwestlichen Ecke des Beckens, am linken Waagufer; es ist Knotenpunkt der
ungarischen Staatsbahn und der Kaschau-Oderberger Eisenbahn. Die sonst ärmlich aus-
sehende Ortschaft, die übrigens mit ihren 1900 Einwohnern die zweitbedeutendste des
Comitats ist, erhält durch das große Stationsgebäude, die Gruppe von Werkstätten der
Kaschau-Oderberger Eisenbahn uud die Wohucolouie der subalternen Eisenbahnbeamten
eine gewisse Stattlichkeit. Unfern von hier, zwischen Tnröcz und Trentschin, liegt an der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch