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und Turvcz, Der Religion nach sind 90 Prvcent der Bevölkerung römisch katholisch,
9'/- Procent evangelisch A. (5,, Procent Jsraeliten.
Die Bevölkernng wohnt in 6 Marktflecken nnd 91 Dörfern, von denen bis 1848
82 Gemeinden der Ärvaer Herrschaft zngehörten nnd nur 15 im Besitze einzelner Adels-
familien waren. Diese eigenthümliche Vertheilnng des Grund und Bodens brachte es mit
sich, daß Ärva als Comitat bis auf die jüngste Zeit kaum in Betracht kam. Seitdem die
Aviticität aufgehoben und die Besitzregelung durchgeführt ist, hat sich auch dies bedeutend
geändert. Von den 350.119 Katastraljoch Ackerland sind fast 200.000 frei geworden, und
der Besitz der Herrschaft ist auf insgesammt 70.787 Joch herabgegangen, wovon 54.794
Joch Wald, 11.665 Joch Weide nnd nur 1304 Joch Wiese und Acker, das Übrige aber
nnbranchbar. Zieht man den Besitz der Ärvaer Herrschaft ab nnd dividirt das verbleibende
Culturland mit der Einwohnerzahl, so kommen auf jeden Bewohner 3 3 Katastraljoch, was
im Vergleich mit anderen Comitaten des Oberlandes noch immer ein sehr günstiges
Verhältniß gibt. Bei alledem kann aber der Bewohner von Ärva, wenn er keinen anderen
Erwerb findet, von seinem Acker nicht leben, und besonders in den beiden oberen Bezirken
mnß der Bauer seine magere Haferernte oft erst Ende October einheimsen und seine kleinen
Kartoffeln aus halbgefrorenem Erdreich herausgraben.
In der Landwirthschaft wiegt das System der Brache vor. Dabei ergibt in der
unteren Gegend, besonders anf den abschüssigeren Äckern, Roggen mittlere, dagegen
Kartoffeln, Gerste nnd Hafer ausreichende Ernten. In der oberen Gegend ist der Roggen-
anban schon Ausnahme und gilt als Luxus. Das Hauptprodnct sind dort Kartoffeln nnd
Hafer; sie dieuen nebst Kraut dem frugal gewöhnten Ärvaer Bauern als ständige Hanpt-
nahrnng. Bei schwachem Ertrag, wie er ja oft vorkommt, hilft der Mais aus, der aus dem
Alföld bezogen wird und auch unter normalen Verhältnissen starken Absatz findet.
Eine andere landwirtschaftliche Methode ist in den an Galizien grenzenden
Gemeinden der oberen Gegend üblich. Ihre Häuser stehen nicht in Gruppen beisammen,
sondern zerstreut. Die Gemarkung ist nämlich nach sogenannten Schnüren (snui i) unter die
einzelnen Einwohner vertheilt; jede solche Schnur (Zone) erstreckt sich von dem einen
Rande der Gemarkung bis zu dem anderen, begreift auch Haus und Hof des Bauern in
sich und enthält sämmtliche Zweige der Bodencnltnr, den Wald natürlich ausgenommen.
Die Größe dieser zonenartigen Grundstücke wird nach ihrer Breite gerechnet und bei
vorkommendem Besitzwechsel kauft und verkauft man sie anf recht eigenthümliche Art
klafterweise.
Der Ärvaer Bauer besitzt neben seinem Ackerbau auch noch die ganz erstaunliche
Fertigkeit, vom Hansbau hinab bis zum letzten landwirthschastlichen Geräth sich Alles
selbst zu machen. Mit Hilfe seiner Hanslcnte verfertigt er die zur Bekleidung der Familie
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch