Seite - 372 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Bild der Seite - 372 -
Text der Seite - 372 -
372
2.963 Einwohnern, ist eine der bestbevölkerten Ansiedlnngen des Comitats. Dieses Dorf
mit seinen zerstreuten Häusergruppen, die längs des von der Babia-Gora kommenden
Lipnicza-Baches eine Strecke von 10 Kilometer einnehmen, kann als Beispiel der nach dein
Zonensystem angelegten Ortschaften dienen. Von hier ging einst das berühmte Ärvaer
Linnen aus, nnd noch jetzt weben die Einwohner die beste Leinwand. 8 5 Kilometer von
Alsö-Lipnieza liegt der Marktflecken Bobrö, mit 1.512 Einwohnern. Seine städtisch
aussehenden, jetzt allerdings zum Theil schon vernachlässigten Steinhäuser bezeugen den
einstigen Wohlstund der Bevölkerung, die sich mit Leinwandhandel beschäftigt. Im
Übrigen ähnelt er durchaus den sogenannten Linnengemeinden dieser Gegend, so den
benachbarten Orten Ußtye, Szlanicza und Znbrohlava.
Am südwestlichen AbHange der Babia-Gora liegt Polhora, dessen Häusergruppen
zu beiden Seiten der Landstraße beinahe mit der Nachbargemeinde Rabcsa zusammenstoßen.
In Polhora befindet sich der Verwaltungssitz eines der Forstbezirke der Ärvaer Herrschaft,
mit einer Dampfsäge und zwei künstlichen Sammelbecken für Wasser, mittels deren das
Holzflößen auf dem Polhorankabache auch bei sommerlicher Wasserabnahme zu bewerk-
stelligen ist. Nordwestlich vom Dorfe Polhora erreicht man die kaum fünf Kilometer
entfernte Landesgrenze. Von hier führt die Straße über den Sattel zwischen den Bergen
Pilßko und Babia-Gora nach Galizien, gegen Saybnfch (Ziviec) und Bielitz-Biala.
Polhora besitzt ein drei Kilometer entferntes Soolbad mit jodhältigem Wasser. Es
liegt 760 Meter über Meer und wird trotz seiner Schlichtheit wegen der Heilkraft der
Quelle von den Umwohnenden fleißig besucht. Hier ist auch der gewöhnliche Ausgangspunkt
der gelegentlich hierher verschlagenen Touristen für die Ersteigung der Babia-Gora, deren
Gipfel im Jahre 1806 auch vom Palatin Josef betreten wurde. Znm Gedächtniß dieses
fürstlichen Ausfluges ließ im Jahre 1848 der damalige Oberstuhlrichter des Bezirkes von
Trßtena, Daniel Szontagh von Jglö, eine Jnschriftsänle errichten. Leider ist sie seither
spurlos verschwunden.
Von Polhora zurückgekehrt erreicht mau alsbald Szlanicza, am Krenznngspnnkte
der Comitatsstraßen. Die torfige Ebene zwischen Szlanicza und Ußtye endet bei Nämeßtö,
und hier beginnt das von den Ausläufern des Maguragebirges eingeschlossene Thal der
Weißen Ärva. Der Marktfleck Nämeßtö ist Sitz des gleichnamigen Bezirkes. Seine
Besiedelung fällt, wie überhaupt die der umliegenden Ortschaften, in die zweite Hälfte des
XVl. Jahrhunderts; damals erscheint es noch als Dorf. Es trieb einst blühenden Linnen-
handel, von dem nur noch eine Spur erhalten ist; seine Leinwandfuhrleute zogen, wie die
der Nachbargemeinden, durch ferne Länder, waren aber zu förmlichen Sclaven der
Leinwandgroßhändler herabgesunken, in deren Interesse sie ihre eigenen kleinen Landwirth-
schaften, ja bei ewiger Abwesenheit sogar ihre Familien vernachlässigten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch