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Gebirge. Den gewöhnlichen Karpathencharakter, mit glattem Rücken und Knppelfvrm,
verleugnen die Berggrate von Liptau durchaus, sie nehmen vielmehr so seltsame und
launenhafte Gestalten an, wie sie den der Trias-, Jura- oder Kreideperiode angehörigen
Kalkstein- und Dolomitengipfeln der Karpatheu zu eigen sein Pflegen. Große Wichtigkeit
kommt den lößartigen Thonablagerungen zu, welche die Becken der ganzen Tatra
umsäumen und den fruchtbarsten Boden des Comitates bilden. An Erzen und Edelmetall
sind die Gebirge arm; zwar kommen darin goldhaltiges Antimon, Blei, Kupfer und
Silber, ja stellenweise sogar gediegenes Gold und Brauneisenerz vor, doch ist all das von
geringer bergmännischer Bedeutung.
In der Mitte des Comitats senkt sich, von Ost zu West verlaufend, das Längsthal
der Waag ein. Die Querthäler öffnen sich an der rechten Seite der Waag von Nord nach
Süd, an der liukeu von Süd nach Nord in das Hanptthal, aus dessen Randgebirgen die
Hohe Tatra zwischen den Quellgebieten der Schwarzen Ärva, des Dunajecz und der Waag
aufsteigt. Die Niedere Tatra erhebt sich am linken Waagufer, im Süden des Comitats,
zwischen den Einfenkungen der Waag, des Hernäd, der oberen Gran und des Revucza-
Baches, in einer ost-westlich ziehenden Linie. Schließlich streicht die Große Tatra zwischen
dem Revncza-Bach, der Waag uud dem Turoczsluß von Süd zu Nord.
Die Hohe Tatra ist von der Niederen Tätra an der Ostgrenze des Comitats durch
einen welligen Erdrücken von 5 bis 6 Kilometer Länge, das Hochwaldplateau, getrennt,
der etwa 100 Meter über der Einsenkuug des Waagthales liegt und von der Eisenbahn-
linie Popperthal—Waagthal durchzogen ist. Dieser Erdrücken ist zugleich Wasserscheide
zwischen der Popper (Poprad) und Waag.
Das Tätragebirge steigt im Comitat zu Höhen von 1000 bis 250!) Meter auf; die
typische Gestaltung dieses Gebirgsmassivs umfaßt als charakteristische Formen das
Abwechseln einfacher mit doppelten Gipfeln, dann orgelpfeifenähnliche Gebilde, die sich
auch zu Reihen thurmartiger Spitzen entwickeln. Gewisse Eigenthümlichkeiten des Tatra-
gebirges erklären sich durch die Bildung der Thäler, die sämmtlich Querthäler sind und
fast senkrecht in das Längsthal des Liptauer Beckens niedergehen. In ihren oberen Theilen
sind die Thäler der Hohen Tätra enge Felskessel mit senkrechten Granit- und Gneis-
wänden ; daher kann sich der Schnee an den oberen Theilen dieser Felswände nicht dauernd
erhalten, sondern gleitet in die Kessel hinab. Die bis zu 2000 Meter ansteigenden Gipfel
der Liptauer Alpen, die von den Centralkarpathen westwärts streichen, prangen in allem
Schmuck der Alpenweiden, während ihre Flanken mit gewaltigen Streifen des herrlichsten
Nadel- und Laubwaldes umgürtet sind.
In hydrographischer Hinsicht gehört das Liptauer Comitat gänzlich dem Gebiet
des hier entspringenden Waagflusses au. Berg und Thal sind im Allgemeinen reich an
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch