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und die bronzezeitlichen Gegenstände, die auf dem Pragma-Hügel des bei Nosenberg
gelegenen Sidor-Gebirges, in Vlkolinecz, Szent-Mihäly, Deutsch-Liptsch, Kvzep-Slees,
in der Gemarkung von Jllano und bei Szent-Jväu ausgegraben wurden.
Beinahe in der Mitte der Niederen Tatra erhebt sich, der Richtung nach dem
südlichen Strich des Comitats entsprechend, der 1.592 Meter hohe, dicht mit Fichten-
waldungen bedeckte Berg Polndnieza, dessen oberste Spitze vom Norden des Comitats
gesehen der Thorössnnng einer in Trümmern liegenden Bnrg gleicht. Dem Westabhange
dieses Gebirges gegenüber zieht sich gegen das Sohler Grenzgebirge hin die berühmte
Tropfsteingrotte von Demenfaln, deren Eingang sich in einer Höhe von 25 bis 26 Meter
über der Thalsohle befindet; ihre Hauptmerkwürdigkeit ist eine Kammer im unteren
Gange, in der die Lufttemperatur stets unter dem Gefrierpunkte bleibt. In dieser Höhlung
ist ein Eisberg von rundlicher Form entstanden; von der Wölbung der Kammer hängen
stellenweise Eiszapfen in erstaunlichen Formen herab.
Nördlich von Koritnieza führt der Weg über Oßada und Lnzsna durch hochstämmige
Waldung nach dem noch wenig bekannten Badeorte Zseleznö, der in 984 Meter
Meereshöhe zu Füßen der Berge Tlsta, Hlinißkö und Medvedzigrnn liegt; seine zahlreichen
Quellen haben die nämlichen Beimischungen wie die von Koritnieza.
Von hier führt ein Weg in nördlicher Richtung abwärts zum Städtchen Deutsch-
Liptsch (Nemet-Lipese) in der welligen Ebene am Fuße der Waldung. Es wurde in
der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts durch sächsische Einwanderer gegründet und
war nnter den Marktflecken des Liptaner Comitats der erste, der Privilegien erhielt.
Hier bildete sich um die Mitte des XIV. Jahrhunderts die erste Gesellschaft der Liptaner
„kalandos" („Abenteurer"). Noch vor 50 bis 60 Jahren sah man hier an den Fenster-
nnd Thürgewänden schöne Proben dentscher Gothik. Die Ornamente und Fliigelaltäre der
Kirche bezeugen, wie verbreitet die gothische Kunst Sachsens war.
Etwas westlich von Deutsch-Liptsch bemerkt man am rechten Waagnfer in der
Gemarkung von Lißköfalva eine kleine alluviale Ebene, und nördlich von dieser, bei der
Ortschaft Lißkova, erhebt sich an der nach Rosenberg führenden Landstraße die der
Kreidezeit angehörige Dolomitmasse des sogenannten Mönchsberges (Barathegy), der
eine herrliche Aussicht nach Süden gegen die Niedere Tatra hin bietet. Im untersten
Theile dieses Berges sieht man zwei Öffnungen, die Eingänge der bemerkenswerthen
Baräthegyer Höhle; die untere Öffnung befindet sich 18, die obere 32 Meter über dem
Wasserspiegel der Waag. In dieser Höhle sieht man etwas Tropfstein und stellenweise
Travertingebilde; reicher ist sie an großen Felsstürzen. Die Gesammtlänge ihrer
Verzweigungen beträgt 2.800 Meter. Auch urzeitliche Knochenreste und Bruchstücke
menschlicher Schädel wurdeu in ihr gefunden; in einem Kinnbacken steckte eine seitwärts
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch