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die Burghörigen und das Burggesinde. Die Massenansiedlung begann in der zweiten
Hälfte des XII. Jahrhunderts, im östlichen Theile des Comitats, als man aus dem
benachbarten Zipser Comitate einen Theil der Bergleute nach der Gegend von Boezabanya
und Geib (Hibbe) übersiedeln ließ, wo noch die heutige Generation die Namen der dem
sächsischen Stamm angehörigen Bewohner dieser Ortschaften bewahrt; die deutschen
Benennungen ihrer Gassen und Äcker haben sich bis jetzt erhalten. Das Nämliche geschah am
westlichen Rande des Comitats, wo sich etliche Bergarbeiterfamilien aus den Comitaten
Sohl und Bars niederließen, welche Rosenberg (Rözsahegy) und Deutsch-Liptsch
(Nemet-Lipese) gründeten und durch deren Namen an ihre einstige Heimat erinnern
wollten. In der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts gelangten im mittleren Theile des
Comitats die im Wege königlicher Donatiou vertheilten Ländereien größtentheils in den
Besitz von Familien, deren Name und Abstammung magyarisch ist; kleinere Gebiete
wurden mit Italienern und Petschenegen besiedelt. Die Ansiedlnng der slavischen
Nationalität fällt in die Zeit nach dem Tatarensturm und währt noch im letzten Zehntel
des XIII. Jahrhunderts. Die vollständige Slovakisirnng dieser aus fünf Nationalitäten
gemischten Bevölkerung begann in der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts, zur Hussitenzeit,
und wurde nach König Matthias' Tode, zu Beginn der jagellonifchen Herrschaft beendet,
als sogar die Grundbesitzerclasse von magyarischem Adel ihre Namen nach slovakischem
Brauche schrieb.
Zur Besiedlung des Comitats sei auch die interessante Thatsache erwähnt, daß,
während in den beiden ersten Zehnteln des XIII. Jahrhunderts zwei oder drei königliche
und fünf bergmännische Niederlassungen nebst höchstens zwei slovakischen Gemeinden
vorhanden sind, gegen das Ende dieses Jahrhunderts schon 91 Gemeinden vorkommen,
und zwar 41 mit magyarischem, 34 mit slovakischem, fünf mit deutschem, fünf mit
lateinischem Namen und sechs nach Heiligen benannt; von diesen wurden nach dem
Tatareneinfall vier Bergwerksniederlassungen neuerlich besiedelt, und zwar Rosenberg,
Deutsch-Liptsch, Geib und Boczabäuya, welche nebst Tepla, Szjelnicz und Tarnoez nach
dem Jahre 1260 privilegirte Marktslecken wurden. Durch die königlichen Donationen
mehrten sich die Gemeinden immerfort. Der Reihe nach wurden auf den adeligen Curien
Castelle, Burgen, Besten, Schlösser erbaut. Die Zahl der kirchlichen Bauten nahm immer
mehr zu; die innere Ausstattung der Kirchen bewirkt einen gewissen Aufschwung der
Kleinkünste, der Holzschnitzerei, des Goldschmiedegewerbes, verschiedener dekorativer
Techniken; doch wohnten die Ausübenden nicht im Comitate, wo die Handwerksthätigkeit
sich nur sehr schwer zu entwickeln vermochte. Die Ausstattung der Kirchen, Burgen und
Adelssitze im Liptaner Comitat wurde durch die Gewerbsleute von Lentschan, Käsmark,
Kaschau, Bartfeld und Eperies besorgt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch