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Das häusliche Gewerbe umfaßt zunächst die Kleidungsstücke und die an denselben
vorkommenden Stickereien; bemerkenswerth sind die geklöppelten Spitzenhauben der
Frauen, die in Roth und Gold, Blau und Gelb gestickten Puffärmel für Frauen,
Hemdärmel für Männer, Geldbeutel, Strümpfe, die Stiele für Äxte und Messer, die
Hirtenflöten und Dudelsäcke. Auch im Schnitzen von hölzernen Löffeln, Schüsseln und
Trögen, im Flechten von Trag- und Wagenkörben, Strohgegenständen sind sie geschickt.
Nach den Daten der letzten allgemeinen Volkszählung (1890) ist die Thätigkeit der
Bevölkerung im Comitate nach der Seite der Urproduktion die folgende: 63.307 Joch
Äcker, 42.969 Joch Wiese, 66.937 Joch Weide, 185.516 Joch Wald und 21.277 Joch
unfruchtbares Gebiet. Zwei Drittel des in Cultur befindlichen Gebietes sind ärarische
Domäne, ein Drittheil ist Privatbesitz, der sich unter 243 größeren und 15.480 kleinen
Besitzern vertheilt.
Die hohe geographische Lage des Comitats, die Dürftigkeit und gebirgig-hügelige
Gestaltung des Bodens, der Wasserreichthum der Thäler, das Klima, die Hutweiden der
Waldwiesen und Alpentristen weisen die Bevölkerung mehr auf die Viehzucht, als auf
die Landwirtschaft hin. Auch hat sie, so lauge nicht das Ausroden des Waldes
und das Aufbrechen der Wiesen um sich griff, weit mehr Vieh gezüchtet, als in der
jüngstvergangenen Zeit und der Gegenwart, und mit den Nachbarcomitaten lebhaften
Viehhandel getrieben. Dem Klima und dem gebirgigen Lande entsprechend, ziehen die
Landwirthe das kleine Gebirgsvieh und Gebirgspserd polnischer Raee. Der Beginn der
Racenverbessernng reicht kaum 30 bis 40 Jahre zurück, sie ist übrigens nur auf den adeligen
Gütern und in den ehemaligen Marktflecken zu finden. Die Schafzucht, beziehungsweise
die Käsebereitung hat abgenommen. Die übrigen Zweige der Viehzucht sind kanm der
Erwähnung werth.
Der Holzvorrath der Wälder hat sehr abgenommen. Der einst für unerschöpflich
geltende Schatz ist, mit Ausnahme der ärarischen Wälder, bereits zum allergrößten Theile
verbraucht. Das maßlose Holzfällen der Privatbesitzer und das schonungslose Viehweiden
haben diese Wälder verheert. Kaum, dass man noch in dieser Gegend die Alpentanne, den
edelsten, werthvollsten und schönsten Baum der Nadelwälder, findet; sie kommt nur noch
in den Wäldern am Fuße des Krivan und in denen des Ärars an schwer zugänglichen
Stellen vor.
Der Bergbau des Liptauer Comitats hat schon in der Urzeit begonnen. Im
XIII. Jahrhundert bestand er in Csorba, Geib, Vichodna, Boezabanya, Rosenberg,
Deutsch-Liptsch, Lubella, Dubrava. Nach dem Tatareneinfall war er unter Bela IV.,
Königin Elisabeth, Karl Robert, Ludwig dem Großen und Matthias sehr umfangreich,
und das Gold von Boezabanya gehörte zur feinsten Gattung. Im XVII. Jahrhundert
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch