Seite - 409 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18

oder der Bräutigam begibt sich mit seinen Gästen gleichfalls nach dem Hause der Braut, und die ganze Gesellschaft geht dann zu- sammen zur Kirche. Während der Vorbereitungen wird die Braut in ihrer Schlafkammer angekleidet. Die Mädchen singen unterdessen Gelegeu- heitslieder, die Braut aber weint bitterlich. All das ist mit hundertfältigem Zauber- spnk umgeben. In den Comitaten Trentschin und Neutra flicht man in den aus Rosmarin gewundenen Kranz ein Zweiglein des süßen Apfelbaumes ein, damit das eheliche Leben der Braut süß werde. Im Turöczer Comitat steckt man der Braut, während ihr der Kranz aufgesetzt wird, ein Korn von jeder Getreide- art in den Mund; das wird sie zur guten Hausfrau machen. An manchen Orten wird die Braut bei diesem Anlaß auf eine Wasser- kufe oder einen Mörser gesetzt, und sobald sie aufsteht, setzt sich eine der Brautjungfern hin, die dann im Laufe eines Jahres heiraten wird. Wenn der Brautführer mit der Bot- schaft zurückkommt, daß im Hause der Braut schon alles in Ordnung ist, macht sich der Bei- stand auf den Weg dahin und die Hochzeits- gesellschaft (äruSma) folgt ihm auf dem Fuße. Eine Musikbande geht voran. Im Brauthause empfangen die Brautjungfern die Ankömmlinge mit Gesang und führen sie in die Stube. An manchen Orten jedoch finden die Gäste des Bräutigams die Stubenthüre geschlossen, sie öffnet sich erst auf wiederholtes Pochen des Beistandes, und der Beistand der Braut fragt die Ankömmlinge, was ihr Begehr sei. Darauf antwortet der Beistand des Bräutigams mit einer lang aus- gesponnenen und oft scherzhaften Rede, und dann gehen alle in die Stnbe, wo nur noch Frau aus der Gegend von Zay-Ugrücz.