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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Seite - 410 -
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410 die Braut fehlt. Sie ist in der Kammer versteckt, oder in der Nachbarstnbe, oft gar auf dem Hausboden. Der Brautführer wird ausgesandt sie zu suchen, der aber absichtlich ein anderes Mädchen hereinführt und erst das dritte Mal die Braut selbst herbeischafft. Noch dieser und jener Zauberbrauch, dazu einiges Gläserklirren, dann knien Braut und Bräutigam vor den Eltern nieder und bitten um ihren Segen, die Brautjungfern singen Lieder, die den Schmerz der Mutter beim Abschied von ihrer Tochter behandeln, und dann macht sich die Hochzeitsgesellschaft zum Kirchgang auf. Voran schreiten mit Musikbegleitung die beiden Beistände mit dem Bräutigam und den männlichen Gästen, hinter ihnen die Hochzeitmntter mit der Braut und den weiblichen Gästen; oder auch sie gehen paarweise und die Braut schreitet zur linken Seite eines Brautführers, wobei sie jedes den Zipfel eines rothen Tüchleins gefaßt halten. Die Brautführer begeben sich ins Pfarrhaus und übergeben die mitgebrachten Geschenke, wobei sie den Pfarrer bitten, sich in die Kirche zu bemühen und das Pärchen zn vereinen. Die Hochzeitsgesellschaft wartet vor der Kirche und die Mädchen singen Gelegenheitslieder. Bevor sich die Brautleute vor den Altar begeben, trachtet die Braut dem Bräutigam auf die Hacken zu treten, um ihn im Leben zu beherrschen. Beide sind dann bestrebt, gleichzeitig vor den Altar zu gelangen, denn wer zuerst hintritt, wird zuerst sterben. Im oberen Theile des Trentschiner Comitats hält die Braut, so lange sie vor dem Altar steht, eine Nelke im Munde, die sie, wenn sie sich entfernen, dem Bräutigam in den Mund steckt; das sichert sie vor Untreue des Gatten. Beim Austritt aus der Kirche wird die Hochzeitsgesellschaft von der Musik begrüßt. Aber schon wenige Schritte vom Kirchenthor hält der Hochzeitszug vor einem aus farbigen Bändern bestehenden Schranken, wo die Mädchen des Dorfes keinen durchlassen, der ihnen nicht ein paar Geldstücke schenkt. Der Zng begibt sich gewöhnlich nach dem Hause der Braut, wo ein Gastmahl stattfindet, und schließlich ist im Wirthshause ein Tanz. Tags darauf versammelt sich die Hochzeitsgesellschaft im Hause der Braut nochmals. Die Hausleute packen die Ausstattung der Braut auf einen Wagen und der Zug bewegt sich nach dem Hause des Bräutigams, zu Fuße oder zu Wagen, je nach der Entfernung. Hier empfängt der Beistand des Bräutigams den Zug und fragt zunächst die Braut, was sie ihnen gebracht habe; darauf antwortet diese: Gesundheit, Glück und den Segen Gottes. Jetzt überreicht an manchen Orten der Beistand des Bräutigams der Braut Geschenke: ein Paar glänzende, neue Stiefel, in deren einem sich Silbergeld, in dem anderen eine hübsche Schürze befindet. Dagegen verlangt auch er von der Braut ein Geschenk für den Bräutigam, „damit er habe, worauf das müde Haupt niederzulegen". Daran hat die Braut auch nicht vergessen; sie gibt ihm ein ganzes Bett voll Polster nebst Federbett.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (5), Band 18
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (5)
Band
18
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.02 x 21.71 cm
Seiten
462
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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