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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Seite - 421 -
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421 ihn mit einem langstieligen Löffel (trepuöka) gut um, damit der darin gebliebene Topfen sich gleichmäßig vertheile, und schüttet ihn in ein reines Holzgefäß, wo der Zieger sich in Kurzem säuert. In diesem Zustande ist er die Hauptnahrung des Schäfers nud auch seines Hundes. Aus dem Dorfe kommt selten Besuch in die Schäferei; selbst die Frau des Schäfers geht nnr des Sonntags zu ihrem Mann hinaus uud bringt ihm Brod und Kartoffeln für die ganze Woche und eine Flasche Branntwein. Der Schäfer freut sich darum nicht wenig, wenn sich ab und zu ein Tourist zu seiner Tanya verirrt. Der schlichte Mensch empfängt den Fremden mit großer Herzlichkeit, bewirthet ihn mit Zieger und Topfen und wäre sehr gekränkt, wenn das abgelehnt würde, denn der Schäfer ist steif und fest überzeugt, daß in diesem Falle die Schafe schlecht milchen werden. Aber der Schäfer hat doch kein unbedingtes Vertrauen znm Fremden. Es gibt ja so viele böse Wesen, die in Menschen- gestalt schlüpfen, blos um dem armen Schäfer zu schaden; darum streut er immer ein Bröcklein Salz in den Zieger, den er dem Fremden anbietet, denn das bewahrt seine Schafe vor Schaden. Der Schäfer fürchtet den „schwarzen Pfaffen" noch mehr aber den Werwolf (vlkolak), einen Wolf, der Menschengestalt angenommen hat. Den vlkolak hält er für unverwundbar, so daß selbst die Flintenkugel von seinem Leibe zurückprallt; dabei raubt der Unhold, wenn er sich an die Hürde heranmachen kann, gleich 20 bis 30 Schafe. Der cernvknuTnik aber steht, wie der Schäfer sagt, in ständiger Verbindung mit dem Drachen; auf dem pflegt er durch die Luft zu fliegen, wobei der lange Schweif des Drachen die Kronen der Bäume zerkrachen macht. Der eei-rioknA?.nik hat auch ein Buch, das kein Menschenkind in die Hand nehmen, noch weniger aber darin lesen darf, weil sonst augenblicklich eine Menge Schlangen und Frösche aus der Erde kriechen. Allein der Schäfer weiß sich gegen die Bösen zu schirmen; er kennt verschiedene Pflanzen, deren Rauch sowohl den eernoknaAnik, als auch den vikolak von seiner Tanya ferne hält, und zieht er gar mit seiuem geweihten Rosenkranz auf der Erde einen Kreis um sich, so kann ihni keiner der Bösen an. So schlicht und einfach des Schäfers Leben, verlebt er seine Tage doch ganz glücklich. Wenn der Abend auf den Wald herniederdunkelt, entzünden sich in den hohen Bergflanken die Hirtenfener und aus dem Dickicht des Waldes klingen die schwermüthigen Töne der Hirten- flöte (k'uMra) ins Thal hinab. Ab und zu läßt sich auch der Dudelsack hören. Dann zünden sie, um das Feuer hockend, ihre thönerueu Stummelpfeifen an und plaudern oder erzählen sich Geschichten oder treiben allerlei Kurzweil. Am liebsten ist dem Schäferknecht sein Blas- instrument; was immer ihn freuen oder kränken mag, alles bläst er durch die Löcher der Flöte. Seiue Bekleidungsstoffe verfertigt das slovakische Volk des Oberlandes meistens selbst. Die Männer spinnen und weben aus Schafwolle das Grobtuch für die „Halina" (Manteltuch) und für die Sandalen. Jede gute Hausfrau baut Flachs oder Hanf;
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (5), Band 18
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (5)
Band
18
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.02 x 21.71 cm
Seiten
462
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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