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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Seite - 422 -
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422 das Spinnen kürzt dann den Frauen nnd Mädchen die langen Winterabende. Um die Unter- haltung angenehmer zu machen, kommen die Nachbarn in einem der Häuser zusammen; in diesen Spinnstuben (na priacl^) sprechen dann auch die Bursche vor, die zuletzt nicht ermangeln, die Mädchen heimzugeleiten. Auch die Leinwand weben an vielen Orten die Frauen selbst. Zu diesem Behufe stellen sie in einer Ecke der Stube einen Webstuhl auf, und die Familienglieder lösen sich, je nachdem einer Zeit hat, bei der Arbeit ab, bis der Garnvorrath aufgearbeitet ist. Früher einmal war die Leinenweberei im Ärvaer Comitat eine blühende Hausindustrie; die Leiuwand-Slovaken (platennici) aus der Arva beziehen mit ihren eigenthümlich zusammengestellten Zelten auch jetzt fast jeden Jahrmarkt im Lande, obgleich heutzutage der größte Theil ihrer Waare gar nicht mehr das Erzengniß der Ärvaer Weber ist, sondern aus den Webereien Schlesiens und Mährens hervorgeht. Noch zu Beginn dieses Jahrhunderts machten auch die „Olejkaren" aus dem Türöczer Comitat gute Geschäfte, indem sie mit Ölen nnd Heilkräutern als Quacksalber das Jn- nnd Ausland abhansirten. Jetzt ist das verboten. Die Slovakin versteht sich nicht nur auf das Spinnen und Leineweben, sondern ist auch mit der Nadel geschickt, wenn sie ihre Wäsche oder den Gürtel zu sticken hat. An sehr vielen Orten des Oberlandes ist bei dem Volke das Tragen von gestickten Kleidern allgemein Gebrauch. Wenn die Mntter ihrem Kinde Liebes erweisen oder ein Mädchen dem Erwählten die Zärtlichkeit ihrer Gefühle kuudthuu will, pflegt sie ihm ein gesticktes Kleidungsstück oder Tüchlein zu schenken. Eine Mutter, dereu Kind Sonntags nicht in schön gesticktem Leibel zur Kirche geht, wird gewiß getadelt, und es muß schon sehr wenig an einem Burschen sein, dessen Hemdärmel nicht mit bunter Stickerei gestickt sind, oder dem nicht der Zipfel eines hübsch gestickten Sacktuches aus der Tasche guckt. Es ist der höchste Stolz der Braut, wenn sie ihre tulpenbemalte Truhe mit gestickten Schürzen vollgepackt weiß, und das liebste Geschenk ist ihr eine zierlich gestickte Haube. Diese Stickereien bilden die einzige, aber werthvolle Zierde der oberländischen Volkstracht. Mitunter ist es völlig zum Staunen, mit wie viel Mühe und Ausdauer, aber auch wie fröhlich und gern sie ihrer Handarbeit obliegen. Selbst die Geschicktesten und Fleißigsten arbeiten monatelang an einem Stücke. Darum darf es auch nicht wundernehmen, wenn sie ihre Arbeit so hoch bewerthen und für ein gesticktes Vortuch oder Tüchlein oft einen fabelhaften Preis fordern. Sie verwenden gewöhnlich weiße Leinwand und farbige Wolle oder Seide und sticken allerlei geometrische Figuren, ohne jede Vorzeichnung, blos indem sie die Fäden der Leinwand auszählen; indeß sticken sie auch nach Vorzeichnung verschiedene Thier- und Pflanzenformen, die sie mit sogenaunter ^our-Arbeit (lirackovina) verzieren. In diesen Stickereien bekundet das Volk Geschicklichkeit, einen gewissen Grad von Geschmack nnd scharfe Beobachtungsgabe; auch beweist die Symmetrie der Figuren, daß die oberländische
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (5), Band 18
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (5)
Band
18
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.02 x 21.71 cm
Seiten
462
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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