Seite - 423 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18

Stickerin mit großer Genauigkeit arbeitet. Nenestens sind diese Stickereien selbst bei den vornehmen Ständen sehr beliebt geworden, und die volksthümliche Handarbeit schmückt so manchen eleganten Salon. In einzelnen Gemeinden der Comitate Preßburg, Neutra, Trentschin, Sohl und Bars sind die Frauen auch im Spitzen- klöppeln sehr geschickt. Die Mädchen im Dorfe lernen es, so wie das Sticken, einander ab; im Winter, wenn die Feldarbeit ruht, ist dazu Zeit, und sie sind dabei sehr fleißig, besouders seitdem sie sehen, daß das kaufende Publikum an ihren Stickereien nnd Spitzen immer mehr Geschmack findet. Auch anderen Gewerbezweigen ist das slovakische Volk nicht abhold. Der Sohn wird gerne in die Lehre gegeben, wenn ihn ein tüchtiger Meister nehmen will. Meist wählen sie das Handwerk des Schmiedes, Wagners, Töpfers oder Maurers, uud die meisten werden leistungsfähige, fleißige, geschickte Arbeiter. In neuerer Zeit wenden sie sich auch stark der Fabriksindustrie zu. In den Fabriken können sie sich zwar anfangs nur den aller- niedrigsten Arbeiten widmen, aber im Laufe einiger Jahre sind sie schon obenauf und ver- drängen die fremden Facharbeiter immer mehr; gegenwärtig ist in mehreren oberländischen Fabriken fast ausnahmslos nur die slovakische Bevölkerung der Umgegend beschäftigt. D a s slovakische Volkslied und Volksmärchen. Das tiefe und ernste Gemüth, das für den oberungarischen Slovaken so charakteristisch ist, findet in seinen Liedern getreuen Ausdruck. Die elegische Stimmuug herrscht in ihnen vor. Auf sonnigem Felde und blumiger Wiese, im flüsternden Walde, im Umkreise des ärmlichen Häuschens, überall wo Bursche aus Holics.