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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Band 18
Seite - 435 -
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435 privilegirten Gewalt auch ihre eigene cechische Sprache zu einer gewissen Herrschast im öffentlichen Leben des oberungarischen Slovakenthums, ja sie bedienten sich der cechischen Sprache selbst in ihrem Verkehr mit den magyarischen Bevölkerungen und Behörden des Landes, was durch zahlreiche Urkunden in den Archiven der oberungarischen Städte bezeugt wird. Sie begnügten sich nicht damit, für ihren Theil Kirchengemeinden zu gründen, sondern trachteten durch Unterricht und, wenn dies nichts fruchtete, selbst durch Gewalt, auch die einheimische Bevölkerung zur Annahme des hussitischen Glaubens zu bewegen. An manchen Orten verjagten sie die katholischen Geistlichen und setzten an ihre Stelle hussitische Prediger; so entstanden in manchen oberungarischen Comitaten binnen kurzer Zeit auch unter den Slovaken viele hussitische Kirchengemeinden. Auf solche Art drang im Oberlande die cechische Sprache sowohl in den weltlichen, als auch in den kirchlichen Gebrauch ein, und es ist nicht zu verwundern, daß den stamm- verwandten Slovaken, in Ermanglung einer eigenen Schriftsprache, diese ihnen größten- teils verständliche Schwestersprache willkommen war. Sie machten sie, als die lutherische Kirche um sich griff, zu ihrer Schriftsprache und behielten sie von der Mitte des XV. Jahr- hunderts an durch Jahrhunderte bei, obgleich die cechische Schriftsprache sich zur Sprache des slovakischen Volkes ebenso verhielt, wie das Altslovenische znr russischen, serbischen oder bulgarischen Volkssprache. Sobald sich aber russische, serbische und bulgarische Schrift- steller fanden, die einsahen, daß die Folge eines historischen Ereignisses ein Volk nicht für die Znkunst binden kann, und sobald sie die Überzeugung gewannen, daß das russische, serbische oder bulgarische Volk das Recht habe, sich seiner eigenen Sprache zu bedienen, hörte bei den betreffenden Nationen die Herrschaft der altslovenischen Sprache sofort auf. Auch bei den Slovaken schwand die Herrschaft der cechischen Sprache, als mehrere slovakische Schriftsteller sich vereinigten und ihre eigene Muttersprache zur Schriftsprache erhoben. Daß die cechische Sprache Jahrhunderte lang in den Büchern der Slovaken gebräuchlich war, ja noch bis heute in der slovakischen Liturgie der evangelischen Kirche herrscht, hat den slavischen Gelehrten die irrige Meinung beigebracht, daß das slovakische Volk ein Theil der cechischen Nation und die slovakische Sprache ein Dialect der cechischen sei. Und doch ist das slovakische Volk kein Theil der cechischen Nation nnd seine Sprache kein Dialect der cechischen. Auf Grund genauer Kenntniß der slovakischen Volks- sprache ist es erweislich, daß die slovakische Sprache in der slavischen Sprachfamilie eine besondere, selbständige Sprache bildet. Die Slovaken haben sich nie und nirgends Cechen und ihre Sprache Cechisch genannt; immer nannten sie sich Slovaken und ihre Sprache slovakische Sprache (Slovenska ree), und diese Benennung ist nicht Pvlitischer oder geographischer Natnr (wie das ,mvravan" dem .öecli« gegenüber), denn ein Land namens „Slovakei" kommt auf dem von Slovaken bewohnten Boden in der ganzen 28»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (5), Band 18
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (5)
Band
18
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.02 x 21.71 cm
Seiten
462
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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