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Rechtschreibung, Budapest 1891) neuerdings vertheidigt und znr Annahme empfohlen
hatte, von sämmtlichen slovakischen Schriftstellern angenommen und in Übung gesetzt.
Die Bvhemisten, die in dem Wirrwarr der entstehenden slovakischen Sprachen die unab-
weisliche Nothwendigkeit der historisch berechtigten cechischen Sprache zu beweisen suchten,
regten einige ostslovakische Männer an, auch ihrerseits in ihrer eigenen Zips-Saroser
Mundart zu schreiben. Dieser Versuch wurde auch gemacht, so zwar, daß neben der
cechischen Sprache Plötzlich drei Dialecte der slovakischen Sprache im allgemeinen
Gebrauche erschienen. Allein die Rechnung stimmte nicht, und gegenwärtig sind es blos
die Volksschulen der Zips und des Säroser Comitats, wo der locale Dialect mit
phonetischer Schreibweise als Unterrichtssprache aufrecht erhalten wird. Die cechische
Sprache aber wird jetzt blos in den Kirchen des evangelisch-slovakischen Cnltns verwendet.
Die auf den mittleren slovakischen Dialect gegründete slovakische Schriftsprache ist
in den weltlichen Schriften allgemein geworden.
Die Literatur der Slovaken. — In der Literatur der Slovaken lassen sich drei
Perioden unterscheiden: Die cechisirende (bohemisirende) oder sogenannte cechisch-slovakische
Zeit, die mit dem Jahre 1440 beginnt, dann die Übergangszeit, die mit dem Auftreten
Bernoläks anhebt, und schließlich die Neuzeit, die durch die Preßburger Sprachconferenz
eingeleitet wurde. Die Geschichtschreiber der Literatur Pflegen die cechisch-slovakische Periode
ein Jahrhundert früher zu beginnen. So beginnt sie in der Literatnrgeschichte von Pypin und
Spasovicz mit den slovakischen Glossen Vaclav Bzeneckys aus dem Jahre 1385. Slovakische
Wörter begegnen in der auf der Wiener Hofbibliothek befindlichen cechischen Handschrift:
„kvanAelia neäelni asväteeiu-, die nach Ansicht der Gelehrten um das Jahr 1350
entstanden ist. Allein diese gehören ebenso wenig in den Rahmen der slovakischen Literatur,
als die lateinischen und anderen fremdsprachigen Handschriften, in denen slovakische Wörter
vorkommen. Das älteste bisher bekannte Denkmal slovakischer Schriftsprache ist der im
Bartfelder Archiv aufbewahrte Drohbrief aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts,
dann folgt das Bruchstück einer katholischen Predig t aus der Zeit zwischen 1471
und 1484, in deren Gebet auch der Name des Königs Matthias vorkommt. Das Original
der Predigt befindet sich im Archive des Olmützer Capitels.
Aus dem Zeiträume 1440 bis 1793 sind unzählige Handschriften und gedruckte
Bücher erhalten. Das älteste gedruckte Buch, ein Lnther'fcher Katechismus, soll vom
Jahre 1551 sein. Die Bücher sind mit geringen Ausnahmen religiöse Werke, und auch
unter den wenigen Büchern weltlichen Inhalts gibt es keines, das auch nur im bescheidenen
slovakischen Schristthum einen literarischen Werth besäße. Die auf evangelische Schriftsteller
und deren Werke bezüglichen Daten hat aus ersten und jetzt größtentheils unzugänglichen
Quellen Bohuslav Tabl ic unter dem Titel: „k'amöti öesko-slovensk^ck bäsnii'ü>v"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch