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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
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4 der von Dichtern besungenen, von Malern mehrmals dargestellten Umgegend Krakaus. Die Häuser sind zwar meistens mit Stroh bedeckt, doch geräumig und stattlich, aus starken Holzbalken gezimmert, sorgfältig getüncht. Um die von Gärten umgebenen Dörfer breiten sich frische, von der Natnr selbst berieselte Wiesen. Der Boden ist in der Regel kalkig, die Wege erscheinen auch mitten in den grünen Frühlingssaaten oder goldigen Ährenfeldern als geradlinige, blendend weiße Streifen, kaum beschattet von dem aschgrauen Laube ein- samer, meistens abgestutzter Weiden. Je mehr man sich der Stadt nähert, desto mehr fühlt man sich von der Gegend angezogen. Dem Thale entlang ziehen sanfte Hügel, von Bnchen, Tannen und Lärchen bewachsen; aus dunklen Waldnngen schießen junge, leichte und duftige Birken empor. An gewissen, ziemlich seltenen Tagen erblickt man die zackigen Spitzen der Hohen Tatra. Schon öfters zeigt die Babiagöra ihre träg aufsteigende Linie. Am Fuße des großen bis in den Spätsommer beinahe mit Schnee bedeckten Berges quillt die Weichsel hervor, der Fluß, welcher in Polens Liedern und Sagen dieselbe Rolle spielt, die in Böhmen der Moldau, in deutschen Ländern dem Rhein und der Donau zu Theil ward. Unweit der Eisenbahnlinie erhebt sich zuerst die Ruine des alten, hoch gelegenen Schlosses Tenezyn, durch dessen öde Fenster des Himmels Blau uns wie mit hundert traurigen Augen anschaut. Der Charakter der Landschaft bleibt weiter derselbe, man bemerkt jetzt nur öfters weißgraue, einsame Felsstücke. Sie sind von Natur aus zu romantisch, nm nicht vom Spinnengewebe der Legende umsponnen zu werden. Während einer tatarischen Invasion sollen fromme Nonnen von einer Schaar Mongolen verfolgt worden sein. Heiße Bitten und Gebete der Jungfrauen erwirkten ein Wnnder. Die kleine Waldkapelle, in die sie sich flüchteten, verschwand mit ihnen plötzlich unter die Erde. An ihrer Stelle stehen jetzt die „Jungfrauen-Felsen". Es gibt Leute, die so glücklich waren, den Gesang der heiligen, immer noch in der Tiefe weilenden Norbertanerinnen zu vernehmen. So wie hier, so waltet überall nm Krakau herum Sage und Geschichte. Beide erzählen von langen Kriegen, von schweren Kämpfen mit europäische» und vornehmlich asiatischen Völkern, von der Vertheidigung aller christlichen Länder gegen mongolische, mohamedanische Übermacht und Barbarei. Als sich während des Pontisicates Gregors des XIII. polnische Gesandte nach Rom begaben, um Heiligenreliquien für neu zu gründende Kirchen zu erbitten, soll ihnen der Papst gesagt haben: ,;Kehret heim und nehmt eine Handvoll polnischer Erde. Die ist durchtränkt vom Blute der Vertheidiger Christi." Wenn man die Denkmäler polnischer Cultur im allgemeinen und speciell Krakaus Charakter verstehen und würdigen will, muß man sich mit ähnlichen Gedanken der Stadt nähern. Sie offenbart sich endlich auch dem Reisenden; da sie flach am Flusse liegt, wird sie in den Morgenstunden von einem silbernen, halb durchsichtigen Nebelschleier umflossen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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